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Kultur: Wir sind die Besten

Eine

von Christine LemkeMatwey

Alle lieben Österreich. Die Berge, die Seen, die Musik. Und das bisserl Gerangel Wien/Berlin, geschenkt. Was den einen die k.u.k. Näsel-Oboe, ist den anderen ihr Preußisch Blech, die einen haben einen Chefdirigenten, die anderen keinen, traditionell, die einen mögen Frauen, die anderen nicht so, die einen feiern Neujahr, die anderen lieber Silvester, die einen sind alle jung, die anderen alle Professoren ...

Die Rede ist von den Wiener und den Berliner Philharmonikern und von der blöden Frage, welches nun das „bessere“ Orchester sei. Wer Beethoven-Brahms- Bruckner schneller spielt, wer die wenigsten Kompositionsaufträge vergibt, wer es bis zum eigenen Jumbo-Jet gebracht hat (wie die Wiener), wer auf Friedhöfen und Vernissagen mehr Mucken macht – gewinnt? Oder: Die Berliner Philharmonie glänzt außen gülden, der Wiener Musikverein tut dies innen. Ja, sind wir Deutsche deshalb oberflächliche Blender, Schickimickis, und die Österreicher, ausgerechnet, schöne Seelen? Na eben.

Die Oktoberausgabe von „Le Monde de la Musique“ allerdings bringt unser dialektisch reines Ösi-Bild kräftig ins Wanken. Eine Kritikerumfrage nämlich hat erbracht, dass die Wiener defintiv das beste Orchester Europas sind. Gefolgt von den Kollegen in Amsterdam. Und dann, auf Platz drei, erst die Berliner (und noch weiter hinten London, Dresden, München, Leipzig und St. Petersburg). Sieben Punkte Abstand bis zur Spitze. S-i-e-b-e-n. Bronze. Das tut weh. Nein, die Fußball-WM ist kein Trost. Das Ergebnis sei eine „Überraschung“, so die Verantwortlichen. Eine Ü–B–E–R– W–A–A–A–S? Schiebung heißt das hierzulande, Alpenmafia, muh, wahrscheinlich kamen den Kritikern die Bestechungsschnitzel buchstäblich zu den Ohren wieder heraus. Macht aber nix. Gar nix. Denn Beethoven bleibt Deutscher. Und Brahms auch. Und Bruckner, phh. Und Rache ist süß. Ta-ta-ta-taaaa!

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