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Kultur: Wirkung: gewollt

Die dritte Runde der abendlichen Reihe "Kunst im öffentlichen Raum" rollte unter dem Thema "Politische Kunst zwischen Vermarktung und Protest" die Möglichkeiten künstlerischen Engagements für politische Belange auf, und man konnte mal wieder sehen, daß Redekultur etwas anderes als Schriftkultur ist.Moderatorin Sabeth Buchmann las zur Einführung einen dichtgewobenen Text, dem folgen konnte, wer in der Theoriediskussion der letzten Jahre bereits heimisch war.

Die dritte Runde der abendlichen Reihe "Kunst im öffentlichen Raum" rollte unter dem Thema "Politische Kunst zwischen Vermarktung und Protest" die Möglichkeiten künstlerischen Engagements für politische Belange auf, und man konnte mal wieder sehen, daß Redekultur etwas anderes als Schriftkultur ist.Moderatorin Sabeth Buchmann las zur Einführung einen dichtgewobenen Text, dem folgen konnte, wer in der Theoriediskussion der letzten Jahre bereits heimisch war.Doch Barbara Straka, durch lange Erfahrung mit Kunst im öffentlichen Raum praxisgewandt, pointierte nach einem Abgesang auf die Realismuskonzepte der siebziger und achtziger Jahre vernehmlich ihre Erfahrungen in der Formel: Es gäbe keine politische Kunst als solche; sie sei von der Zeit, dem Ort, den Adressaten, der Situation und also dem Kontext abhängig und habe erfahrungsgemäß eine kurze Dauer.Politische Kunst wolle keine Ewigkeit, sondern Wirkung.

Der Baustadtrat von Berlin-Mitte, Thomas Flierl, hielt dennoch eine werkbezogene Kunst mit politischer Tragweite für noch immer möglich.Der Bundestagsabgeordnete Peter Conradi konnte oder wollte Repräsentationsfunktionen der Kunst - etwa in den neuen Bundesbauten oder im Sonderfall der Kunst, dem Mahnmal, - nicht als Angelegenheit symbolischen Handelns des Staates deutlich machen und rekapitulierte Selbstverständliches.Gleichwohl: wie oft bei Diskussionen in der Akademie der Künste, weht Politikern ein scharfer Wind aus Ressentiments vor allem aus dem Publikum entgegen.Sie sitzen nicht in eigenem Namen auf der Bühne, sondern als Repräsentanten.Conradi parierte gewandt.

Den Künstler Alice Creischer und Andres Sickmann, die mit sozial-engagierten Aktionen und Vorträgen über Ökonomie bekannt geworden sind, blieb die Rolle kritischer Verweigerung.Sie nähmen keine Aufträge, Sponsorenhilfe, Repräsentationsfunktionen an.Und sie sähen, daß "politische Kunst" gerade bei repräsentativen Ausstellungen lediglich eine Behauptung ohne politischen Belang sei.Denn es ginge doch um die Frage: wer handele in welchem Zusammenhang in welchem Auftrag mit welchem Ziel.Damit öffneten sie einen dritten Weg zwischen Flierl und Straka.Da sie sich in Conradi-Invektiven verzettelten, konnte dieser nicht ausgeführt werden.

PETER HERBSTREUTH

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