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Kultur: Wo die Stille wohnt - Das Buch schärft den Blick für die wertvollen architektonischen Schätze der Mark

Hektisch ist der Alltag geworden. "Verbrauche und lebe", heißt die moderne Weisung, die wir nun auch sonntags beherzigen sollen.

Hektisch ist der Alltag geworden. "Verbrauche und lebe", heißt die moderne Weisung, die wir nun auch sonntags beherzigen sollen. Stille ist zum kostbaren Gut geworden. Wo aber gibt es Orte, an denen man zur Besinnung kommen kann? Nur eine Autostunde von Berlin entfernt, hat Anett Stroetmann sie gefunden: Dorfkirchen in der Mark Brandenburg. Kein opulenter Bildband liegt vor, sondern ein liebevoll illustriertes, schmales Buch mit kurzen, informativen Texten. Fast 50 Kirchen stellt die Autorin vor - und keine sieht wie die andere aus. Während die St. Marien-Bartholomäus-Kirche in Buckow (Havelland) mit ihrem Feldsteinsockel und den handgefertigten Backsteinen wie eine kleine Trutzburg wirkt, ragt ein paar Kilometer weiter, beim Gotteshaus von Butzow, ein überraschend hoher, schlanker Turm auf. In Kantow (Ruppiner Land) findet man eine der wenigen in der Mark erhaltenen Fachwerkkirchen. Nur noch alle vier Wochen ruft die 1873 gegossene Glocke zum Gottesdienst. Im Winter müssen sich die Gläubigen dick einmummeln, denn allzu viel Wärme kann der kleine Ofen nicht spenden.

Kaum eine Dorfkirche in der Mark hat einen Namen. "Die Heiligenverehrung des katholischen Glaubens, die zur Namensgebung der Gotteshäuser beitrug, fand in der reformierten Kirche keinen Platz mehr", schreibt die Autorin. Manche der bescheidenen Sakralbauten, wie etwa jener in Altranft oder Sophienstädt, präsentieren sich schön restauriert, bei anderen bröckelt das Mauerwerk, oder es lösen sich Dachschindeln. Das Buch schärft den Blick für die wertvollen architektonischen Schätze der Mark, die sich so harmonisch in die Landschaft fügen. Auch das Gotteshaus von Kunersdorf gehört dazu, das erst Ende Mai 1955 eingeweiht worden war. Sieht man den ungewöhnlichen Kuppelbau von weitem, könnte man ihn für eine Moschee halten. Und so lauert, oft hinter dicken Linden versteckt, manche Überraschung in der Mark. Damit man sie findet, ist im Buch ein Lageplan eingeheftet.Anett Stroetmann: Dorfkirchen in der Mark Brandenburg. Edition:anderweit Verlag, 1999, 129 Seiten, 34 DM

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