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Kultur: World Trade Center: Mitten ins Herz. Die Machtzentralen Amerikas sind nicht vollständig abgeschirmt - für den Kriegsfall gibt es Bunker

Nach den Anschlägen mitten in Amerikas politischem und ökonomischem Herz fragte sich die ganze Welt voller Sorge, welche Notfallsysteme davon betroffen sein könnten. Funktionieren die Krisen-Einrichtungen der letzten verbliebenen Supermacht noch, nachdem diese so ins Mark getroffen wurde?

Nach den Anschlägen mitten in Amerikas politischem und ökonomischem Herz fragte sich die ganze Welt voller Sorge, welche Notfallsysteme davon betroffen sein könnten. Funktionieren die Krisen-Einrichtungen der letzten verbliebenen Supermacht noch, nachdem diese so ins Mark getroffen wurde? Und wie konnten sich offenbar von Terroristen gekaperte oder von vornherein von ihnen gesteuerte Flugzeuge so nah an hochsensible Einrichtungen wie das Pentagon annähern, ohne abgefangen zu werden?

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Fotos: Der Anschlag auf das WTC und das Pentagon Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Reaktionen: Weltweites Entsetzen Hintergrund: Terrorangriffe auf Ziele der USA Das Weiße Haus in Washington liegt in einer Flug-Sperrzone. Selbst die Nachrichten-Helikopter, die immer am 4. Juli das Feuerwerk zum Nationalfeiertag auf der angrenzenden "National Mall" filmen wollen, unterliegen strengen Richtlinien. Immer freilich schützen diese Sperrzonen den Regierungssitz nicht. Ein kleines Sportflugzeug krachte gegen Bill Clintons Fenstersims, als dieser allerdings nicht zu Hause war. Nach diesem Vorfall und nach dem Eindringen von Geistesgestörten auf das Gelände, die Schüsse auf das Weiße Haus abgaben, wurden die Sicherheitsmaßnahmen erheblich verschärft.

Im Weißen Haus laufen in einem Zimmer namens "Situation Room" alle Drähte zusammen. Der streng abgeschirmte Raum im Untergeschoss dient zu Krisensitzungen in Ausnahmesituationen. Hier laufen sensible Berichte der Botschaften ein, hier wird über den Einsatz der US-Streitkräfte entschieden. Präsident George W. Bush befand sich zu diesem Zeitpunkt nicht in der Regierungshauptstadt, sondern auf einer Dienstreise in Florida. Bush wurde an einen geheimgehaltenen Ort gebracht, wo "er am besten seine Pflichten erfüllen kann", wie Ex-Nato-Chef Wesley Clark sagte.

Am Rande der Mall liegt das State Department, das US-Außenministerium, in dem es ebenfalls brannte. Dort residiert im siebten Stock Colin Powell. Kurz vor 17 Uhr deutscher Zeit stürzte ein Teil des Verteidigungsministeriums ein, des Pentagon, in das offenbar ebenfalls ein Flugzeug gerast war. Betroffen war der Trakt, in dem die Armee arbeitet. Das Pentagon liegt Luftlinie zwei Kilometer vom Weißen Haus entfernt auf der Südseite des Potomac, des Flusses, der den Regierungsbezirk "District of Columbia" vom Bundesstaat Virginia trennt.

Zwischen beiden, Weißem Haus und Pentagon, liegt die Flugschneise des Stadt-Flughafens "Ronald Reagan National Airport". Beim Start steigen die Maschinen über dem Potomac auf und winden sich zwischen den Regierungs-Behörden hindurch. In den 80er Jahren krachte ein Flugzeug bei einem gescheiterten Start auf die Brücke der 14. Straße über den Potomac, direkt neben dem Pentagon.

Richtig abgeschirmt sind daher beide Machtzentralen nicht. Vom Pentagon allerdings sieht man nur einen kleinen Teil. Die riesige Verwaltungszentrale hat in manchen Teilen fünf, manchmal elf Untergeschosse. Tief in die Erde eingegraben arbeiten beispielsweise jene Angestellten, die Luftbilder aus Krisenregionen wie Irak oder Nordkorea auswerten.

Für alle Einsatzzentralen gibt es Ausweichplätze. Der zentrale Regierungsbunker in den Rocky Mountains, in dem im Kriegsfall die gesamte Führung der USA untergebracht werden sollte, ist in den vergangenen Jahren erstmals bekannt und in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Näher an Washington gibt es ähnliche Einrichtungen. Das letzte Mal, als tatsächlich die komplette Verlegung der Regierungsspitze in diese Bunkeranlagen erwogen wurde, war während der heißen Phase der Kuba-Krise im Herbst 1962. Damals versuchte Präsident John F. Kennedy, seinen sowjetischen Gegenspieler Nikita Chruschtschow dazu zu bewegen, auf Kuba stationierte Mittelstreckenraketen abzuziehen. Es gelang - ohne Krieg. Damals war es Kennedys Frau Jackie, die sich weigerte, das Weiße Haus zu verlassen und in den Bunker umzuziehen. Dies sende ein fatales Signal an die Bevölkerung und untergrabe deren Glauben an Amerikas Standfestigkeit und Sicherheit, argumentierte Jackie Kennedy.

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