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Leidenschaft. Das Sammlerpaar Pietzsch in der Neuen Nationalgalerie. Foto: ddp

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Wowereit mahnt Preußenstiftung: Sammlung Pietzsch soll öffentlich werden

Vor einem Jahr schenkte das Sammler-Ehepaar Pietzsch dem Land Berlin rund 150 Werke der Klassischen Moderne. Jetzt mahnt Berlins Regierender die öffentliche Präsentation der Sammlung an.

Fast auf den Tag genau ist es ein Jahr her, dass Berlins Regierender Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit die Surrealisten-Sammlung von Ulla und Heiner Pietzsch im Roten Rathaus entgegen nahm. Die großartige Schenkung aber ist an eine Bedingung geknüpft: dass sie der Öffentlichkeit präsentiert wird und nicht in den Depots der Museen verschwindet. Dafür hat die Neue Nationalgalerie gerade zu stehen, wo die Sammlung unter dem Titel „Bilderträume“ 2009 erstmals in ihrer ganzen Breite zu bewundern war. In ihre Hände würde die Kollektion als Dauerleihgabe des Landes Berlin übergehen, wenn sie entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung stellen kann.

Nun, ein Jahr später, hat Wowereit an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz appelliert, wie versprochen endlich eine Präsentationsmöglichkeit für die Sammlung Pietzsch zu schaffen. „Jetzt ist es an der Stiftung, dies auch umzusetzen“, sagte Wowereit. Die auf etwa 120 Millionen Euro geschätzte Sammlung des Berliner Paares mit rund 150 Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen stellt für die Neue Nationalgalerie eine wichtige Ergänzung im Bereich der Surrealisten und des Abstrakten Expressionismus dar. Hermann Parzinger, der Präsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz, erklärte am gestrigen Donnerstag, man bemühe sich um die Schaffung einer „Galerie des 20. Jahrhunderts“ am Kulturforum, um die eigenen Bestände mit der Sammlung Pietzsch und der Sammlung Marx zu vereinen. Dafür müsse die Gemäldegalerie umgerüstet und das Bode-Museum auf der Museumsinsel für die alten Meister aus der Gemäldegalerie einen Erweiterungsbau bekommen – mit Hilfe privater Mittel. Man suche intensiv nach Sponsoren und sei mit dem Ehepaar Pietzsch in ständigem Kontakt.

All das dürfte dauern. Schon bei der Unterzeichnung der Schenkungsurkunde im Roten Rathaus im Dezember 2010 zeichnete sich ab, dass sich das Ehepaar Pietzsch auf eine längere Wartezeit einzustellen muss und die Werke von Max Ernst, René Magritte, Joan Miró, Salvador Dali, Jackson Pollock und Mark Rothko erst einmal im Verborgenen bleiben. Die Schenkung der Sammlung Pietzsch dient der Stiftung als Druckmittel, ihre Umzugspläne vom Kulturforum auf die Museumsinsel voranzutreiben. Bisher aber sollte dies vom Bund finanziert werden, nicht von Sponsoren.

Der heute 81-jährige Heiner Pietzsch hatte diese Verquickung der Interessen schon vor einem Jahr mit Humor genommen: „Wenn die Schenkung dazu führt, dass Berlin ein Museum des 20. Jahrhunderts bekommt, dann könnte ich recht zufrieden in die Kiste steigen“. Seit der Präsentation der Sammlung vor zwei Jahren in der Neuen Nationalgalerie, die 200 000 Besucher zählte und tatsächlich ein Bildertraum war, ein fabelhafter Erfolg, sind die Kunstwerke wieder in das Wohnhaus des Ehepaares Pietzsch zurückgekehrt, wo sie nur private Gäste zu sehen bekommen. Berlin hat den Trost, dass die Bilder für die Stadt gesichert bleiben, dass die Sammlung nicht mehr auseinandergerissen werden kann. Nicola Kuhn

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