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Kultur: Wüstenblau

Zum Tod des Schauspielers Peter O’Toole.

Den Mann mit der Rolle verwechseln? Ganz schlecht, darf man nicht machen. Einen Schauspieler für eine einzige Rolle lieben? Ist genauso unprofessionell. Geht aber bei Peter O’Toole einfach nicht anders. Das hat auch der britische Premier David Cameron erkannt, der den Schauspieler nach Bekanntwerden seines Todes am Sonntagabend genau für diese Rolle rühmte: den von Arabien faszinierten britischen Offizier, Schriftsteller und Abenteurer T. E. Lawrence, die in unzählige Facetten zersplitterte Hauptfigur in David Leans monumentalem Leinwandepos „Lawrence of Arabia“.

Darin spielt der blonde Newcomer mit dem eisblauen Blick im Jahr 1962 Omar Sharif, Anthony Quinn und Alec Guinness mit frecher Ironie, arrogantem Größenwahn, bitterem Zynismus an die Wand und wird umgehend für einen Oscar nominiert. Unvergesslich die Szene, in der der blutverschmierte Lawrence nach einer Schlacht mit irrem Blick bekennt, das Gemetzel genossen zu haben. Der Film macht den am 2. August 1932 in Irland geborenen und im englischen Leeds aufgewachsenen Peter O’Toole für immer und ewig zum Star. Das weiß er selbst nur zu gut. Noch Jahrzehnte später sagt er, dass diese Arbeit zum Maßstab für fast alles in seinem Leben geworden sei.

Britisches Understatement und ironische Coolness werden sein Markenzeichen in mehr als 60 Filmen, darunter „Lord Jim“ und „What’s new, Pussycat?“ (beide 1965), „Man of La Mancha“ (1972), Bernardo Bertoluccis „Der letzte Kaiser“ (1987) oder Wolfgang Petersens „Troja“ (2004).

Seine schmale Gestalt und die melancholisch verschattenen Züge haben auf der Leinwand etwas Aristokratisches, O’Toole selbst ist Armeleutekind. Mit 14 schmeißt er die Schule, schlägt sich mit Jobs durch, spielt Laientheater und bekommt 1952 schließlich ein Stipendium an der Royal Academy of Dramatic Arts. Als Hollywood ihn zum Wüstensohn kürt, wird er in England bereits als Bühnendarsteller gerühmt. Nach „Lawrence“ wird er weitere sieben Male für den Oscar nominiert, ohne ihn je zu gewinnen. 2003 lässt sich O’Toole, der im Laufe seines Lebens mehrere Frauen und seinen Körper durch seine Alkoholsucht verschleißt, dann den Ehren-Oscar fürs Lebenswerk verleihen. Zuerst will der damals 70-Jährige nicht. Brieflich teilt er der Filmakademie seine Ablehnung mit. Er sei „noch im Rennen“ und fragt: „Würden Sie die Ehrung bitte verschieben, bis ich 80 bin?“ Taten sie nicht, zum Gück. Am Samstag ist Peter O’Toole mit 81 Jahren in London gestorben.Gunda Bartels

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