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Kultur: Wunder wie wir

Die Familie – eine Schau in der Jet Galerie

Es geht um Familie und Leben. Um das Ur-Spiel von Vater, Mutter und Kind. Aber nicht als ego-dramatische Nabelschau, sondern als kompliziertes und komplexes Beziehungsgeflecht zwischen den heutigen Generationen. Dafür verbindet Kuratorin Susanne Weiss familienthematisch orientierte Arbeiten der Künstler (e.) Twin Gabriel und VIP (Lysann Buschbeck, Grit Hachmeister und Kathrin Pohlmann) mit der symbolkräftigen Keramik der Bildhauerin Kerstin Schiefner.

Else Gabriel und Ulf Wrede wenden sich – halb spielerisch, halb ernst – den Untiefen ihrer Elternrolle zu und inszenieren ein bewegtes Familienbild. Je länger die künstlerische Aktion läuft, desto mehr werden die Eltern vom süßen Nachwuchs bemehlt und gefedert, bemalt und um sämtliche Nerven gebracht. Die Performance wird als chronologisches Tableau in 36 Fotos erzählt und mit Artefakten der Aktion ergänzt. Wesentlich langsamere, über Jahre reichende chronologische Strukturen tragen die Videoprotokolle im VIP-„Elternprojekt“. Die drei Absolventinnen der Leipziger Kunstakademie begegneten sich schon im Studium, gründeten die Gruppe und setzen seit 2004 ihre Familien künstlerisch in Szene. Mit Tisch, Teelichtern, beim Tafelschwatz. Ein Lagerfeuerabend, dabei erzählt man sich sein Leben, soweit das mit Worten geht. Auch werden Briefe geschrieben. Sie reflektieren umgekehrt die Sicht der Eltern, die in ihren Worten über die Töchter schreiben – voll und ganz das Beste wollend, mit Zukunftssegen und immer viel Liebe. Hoffnung steckt, aller Skepsis zum Trotz, in den Briefen, Dias, Zeichnungen, Fotos und Videos. Vor allem das Video „Was Schönes, wenn man sich an den Tisch setzen kann, ohne dass was zu tun ist“ lässt ahnen, wie viel Kraft auch umgekehrt den Eltern der Traumberuf ihrer Kinder abverlangt. Vor allem, wenn die Töchter selbst zu Müttern und Künstlerinnen werden.

Als Isabelle Graw 2003 ihr Buch „Die bessere Hälfte“ veröffentlichte, war dies eine Hommage an die künstlerisch kreative Frau, die „es schafft“. Berufstätige Mütter, die Kunst und Kinder erfolgreich vereinbaren, kamen darin nicht vor. Ganz so, als wäre der Lebensplan „Kunst+Kinder+Karriere“ ein Bermudadreieck, das jede Frau zum Verschwinden verurteilt. Das stimmt aber nicht, denn was zu beweisen war: Diese Frauen können es! Thea Herold

Galerie Jet, Memhardstr. 1, bis 23.8.; Do–Sa 16-19 Uhr. Sommerfest u. Künstlergespräch am 16.8. ab 17 Uhr.

Thea Herold

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