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Kultur: Wunderkind: Ein Kirschsaft mit Konstantin Lifschitz

Lifschitz stürzt sein Glas in einem Zug hinunterEigentlich trinke ich ja lieber Rotwein, aber dafür habe ich jetzt leider noch nicht genug im Magen.Sie sind 24 Jahre alt.

Lifschitz stürzt sein Glas in einem Zug hinunter

Eigentlich trinke ich ja lieber Rotwein, aber dafür habe ich jetzt leider noch nicht genug im Magen.

Sie sind 24 Jahre alt. Mochten Sie Alkohol schon immer?

Meinen ersten Cognac habe ich getrunken, als ich ungefähr fünf war. Ich hielt ihn für eine Art Limonade. Aber dann, als ich das erste Mal in Frankreich war, so mit 13, habe ich natürlich auch Rotwein zum Essen bekommen - wie alle anderen. Und in den Flugzeugen waren bei den Mahlzeiten ja auch immer diese kleinen Flaschen dabei.

Eigentlich denkt man, Wunderkinder werden streng beaufsichtigt und dürfen nichts tun außer üben...

Ach, in Deutschland denkt man so viel. Hier sind die Leute ohnehin viel strenger als in Russland. Ich selber hatte zum Beispiel nur zweimal die Woche Unterricht bei meiner Lehrerin und den Rest der Woche für mich allein geübt, ganz ohne Druck. Außerdem ging ich ja auch normal zur Schule.

Sie sind also fast ein Autodidakt?

Nein, das nicht. Sie glauben ja gar nicht, wieviel man in einer Unterrichtsstunde lernen kann. Ich hatte vor Jahren jeweils zwei Stunden bei Alfred Brendel und bei Rosalyn Tureck und einige Dinge, die ich da mitbekommen habe, helfen mir auch heute noch.

Sie haben schon als Teenager Klavierabende mit schwierigsten Werken gegeben wie Bachs "Goldbergvariationen". Ist es mit fünfzehn nicht fast unmöglich, diese Musik zu verstehen?

Das Verstehen ist doch ein nicht enden wollender Prozess, und der muss irgendwo beginnen. Eine Beethoven-Sonate wird für mich zum Beispiel mit jedem Mal schwerer, weil ich immer mehr entdecke und das auch vermitteln möchte. Und dazu muss ich immer besser spielen können. Das ist beim Klavierspiel ja nicht wie bei der Geige, wo man die Technik drauf haben muss, um überhaupt die richtigen Töne produzieren zu können, sondern die Technik orientiert sich an dem, was ich ausdrücken möchte. Was nützt es mir, alles zu können, wenn ich nicht weiß wozu?

Heißt das, Sie stehen heute gar nicht mehr zu dem, was Sie noch vor einem Jahr gemacht haben?

Genau, allein im letzten halben Jahr habe ich meine Ansichten so stark geändert, dass ich beinahe das Gefühl habe, jetzt jemand anderes zu sein. Wenn ich eine meiner alten CDs anhöre, um mit dem Tonmeister über eine neue Aufnahme zu sprechen, kriege ich das kalte Grausen.

Hören Sie eigentlich auch andere Musik?

Ja, Oper war für mich sehr wichtig. Als ich ungefähr 15 war und die Schwedische Oper bei uns in Moskau ein Gastspiel mit "Lohengrin" gab, hat mich das völlig umgehauen und ich habe meine Eltern so lange angefleht, bis ich ein zweites Mal hinein durfte.

Ich meinte eigentlich Pop oder Rock ...

Ich war vielleicht zweimal in meinem Leben bei Konzerten, wo solche Musik gespielt wurde. Gefallen hat mir das nicht, schon allein, weil die Musik viel zu laut war. Und in einer Diskothek war ich noch nie.

Haben Sie als Wunderkind so etwas wie eine normale Jugend verpasst?

Natürlich. Aber keiner kann eben alles bekommen. Und wenn man erst anfängt sich selbst zu bedauern, kann es passieren, dass man damit den ganzen Rest seines Lebens verbringt.

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