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Kultur: Wunschmuseum

Museumsdirektor zu werden, gilt nicht mehr als Traumziel von Kunsthistorikern. Zu wenig hat man da mit Kunst zu tun, lautet die Klage, zu viel mit Verwaltung - am meisten aber mit Sammlern, Stiftern und Sponsoren.

Museumsdirektor zu werden, gilt nicht mehr als Traumziel von Kunsthistorikern. Zu wenig hat man da mit Kunst zu tun, lautet die Klage, zu viel mit Verwaltung - am meisten aber mit Sammlern, Stiftern und Sponsoren. Denn die Museen sind arm, sie bekommen gerade noch die Mittel für Personal und Bauunterhaltung. Für das aber, was ein Museumsdirektor am liebsten tun möchte, Ausstellungen gestalten und Erwerbungen tätigen, dafür hat die öffentliche Hand kein Geld mehr übrig.

Am Kölner Museum Ludwig konnte man über die Jahre hinweg beobachten, wie ein mit Glanz und Gloria gestartetes Haus unter zunehmenden finanziellen Restriktionen erst im Mittelmaß versank und schließlich regelrecht zu verkommen drohte. Doch der Niedergang scheint besiegt. Die Trendumkehr bewirkt hat ein neuer Direktor, der seinen Job mit Freude und Elan übernommen hat. Kasper König haftet in konservativen Museumskreisen das Etikett des Außenseiters an - lächerlich genug bei einem Mann, der seit Jahrzehnten mitten unter Kunst und Künstlern zu Hause ist und zudem auf gut rheinische Art alles und jeden kennt und zur Not auch mobilisieren kann. So hat er sich die Übernahme des - beinahe flehentlich angebotenen - Direktorenstuhls im Museum Ludwig vor einem Jahr von der knausernden Stadt Köln mit finanziellen Zusagen erleichtern lassen, die jetzt Früchte tragen. König wollte nicht einfach nur mehr Geld. Zum einen verdoppelt die dem Haus naturgemäß verbundene Stiftung des verstorbenen Großsammlers Ludwig die städtischen Erwerbungsmittel. Darüber hinaus hat sich König selbst das amerikanische Modell der matching funds auferlegt, das heißt, er fügt jeder öffentlichen Mark nochmals eine eingeworbene Stifter-Mark hinzu. Für diese Drittmittel steht der Direktor ein.

Damit nun die potenziellen Mäzene wissen, wofür sie ihre Brieftasche öffnen sollen, hat König zu der als "Wiedereröffnung" deklarierten Neuordnung des Hauses knapp 70 Kunstwerke untergemischt, die er der Sammlung hinzufügen möchte. Der Clou dieses "Museums unserer Wünsche" ist ein Vorkaufsrecht für anderthalb Jahre. Nicht die Sammler deponieren ihre Werke im Museum, das Museum selbst gibt seine Sammlungsstrategie vor. Im übrigen kann jeder Interessent schon einmal nachschauen, neben welchem Kunstwerk "sein" Namensschildchen prangen könnte. Auch ein Anreiz.

Dass die Witwe Irene Ludwig den umfangreichen Picasso-Bestand aus der bisherigen Dauerleihgabe in eine Schenkung umgewandelt hat, und das ganz ohne eine der gefürchteten Bedingungen, mit denen Peter Ludwig einst seine Ziele durchzusetzen pflegte, fügt sich ins harmonische Bild. Das Konzept des Direktors überzeugt offenbar rundum. So ein Amt kann also doch Spaß machen. Am Rhein präsentiert sich nach der Runderneuerung ein Wunschmuseum.

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