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Kulturelle Spannungen. Das Asian Youth Orchestra

© MUTESOUVENIR / KAI BIENERT

Young Euro Classic: Aufschwingend

Ansteckende Energie: Das Asian Youth Orchestra spielt Musik aus Österreich, Deutschland und China bei Young Euro Classic, der Brite James Judd dirigiert.

Aus über zehn Ländern kommen die Musikerinnen und Musiker des Asian Youth Orchestra. Die Musik, die sie an diesem Abend spielen, stammt zu zwei Dritteln aus Österreich und Deutschland, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt treffen Ost und West aufeinander.

Doch das Konzert beginnt mit einer chinesischen Komposition „As the Heart Soars“ des in Hongkong lebenden Komponisten Chun-Wai Wong. Auch hier sind kulturelle Spannungen spürbar: Der von Flöten getragene, fernöstlich anmutende Anfang geht über in einen atmosphärischen, an westliche Filmmusik erinnernden Hauptteil. Das Stück ist den Bewohnern Hongkongs gewidmet, der Kontrast zwischen der westlich geprägten Stadt und ihren östlichen Wurzeln ist spürbar. Die eindrucksvolle Einleitung gibt einen Vorgeschmack von dem Hang der Musiker zu immer höher strebenden, immer lauteren Crescendi,

Meisterhaft betreibt das Orchester das Spiel mit der Dynamik in Max Bruchs Violinkonzert Nr. 1 g-Moll. Mit dem russische Geiger Vadim Repin soliert ein hochkarätiger Gast. Er lässt sein Instrument die wohlbekannten Töne singen – das Orchester antwortet in teils ohrenbetäubender Lautstärke. Dieser Kontrast zwischen der verletzlich wirkenden Geige und dem Bombast des Orchesters funktioniert hier besonders gut. Diese „Ausbrüche“ bringen einen jugendlichen Überschwang in Bruchs Musik und sind dabei unglaublich präzise gespielt.

Der Dirigent fegt eine Partitur vom Pult

In jedem der drei Stücke schafft das Asian Youth Orchestra einen Teppich aus reichen Klangtexturen, der zum Versinken einlädt. Angereichert wird dieser immer wieder durch das Tamtam, einen ostasiatischen Gong, der den Saal zum Vibrieren bringt. In der abschließenden Symphonie Nr. 1 D-Dur von Gustav Mahler kommt dieses Instrument ausgiebig zum Einsatz. Berührungspunkte zwischen Ost und West auch hier. Und der Brite James Judd dirigiert das Orchester mit jugendlicher Verve auf dem Podest tänzelnd – dabei fliegt dann schon auch mal eine Partitur vom Pult.

Am Ende werden die Zuhörer mit einem dröhnenden Tutti belohnt, das ebenso lautstark bejubelt wird. Es ist, als ob die jugendliche Energie des Orchesters direkt auf das Publikum übertragen wird – und ist nicht genau das das Ziel dieses Festivals?

Elias Pietsch

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