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Young Euro Classic: Grashalme im Wind

Die Deutsche Streicherphilharmonie bei Young Euro Classic.

Gäbe es einen Preis für das jüngste Orchester bei Young Euro Classic, die Deutsche Streicherphilharmonie wäre heißer Favorit. 11- bis 19-Jährige sitzen im Konzerthaus, halbe Kinder noch. Doch schon die Festivalhymne, von juvenilen Blechbläsern sonst oft wackelig gespielt, lässt aufhorchen: Bohrend, nassforsch, agil klingt dieses Streicherensemble – und zwar den ganzen Abend, in Mozarts unbeschwertem Divertimento D-Dur wie am Ende in Dvoraks heiterer Streicherserenade. Vor allem die Geigen kultivieren einen umwerfend silbrig-blühenden Strich, biegsam wie ein Grashalm im Wind. Sicher, die Mittelstimmen schleppen hier und da, die piani kommen nicht immer überzeugend rüber. Aber insgesamt ist dies ein Spiel auf unglaublich hohem Niveau.

Da bedauert man fast, dass Michael Sanderling – schon zum zweiten Mal beim Festival dabei – mit diesem fulminanten Konzert nach zehn Jahren als Leiter der Streicherphilharmonie aufhört. Mit Disziplin hat er die Grundlage gelegt, und trotz dieser Strenge verlieren die Musiker nicht den Spaß an der Sache. Vielmehr ermöglicht sie ihnen wahre Höhenflüge. Das gilt für die zum 40-jährigen Jubiläum entstandene Komposition George Alexander Albrechts, in der sich ein d-es-fis-Thema (als Abkürzung für Deutsche Streicherphilharmonie) zwischen atonalen Klangfeldern und traditionellen Formen wie Passacaglia und Walzer behauptet. Und für Max Bruchs Doppelkonzert op. 88, arrangiert für Geige und Bratsche. Das Orchester spielt den Solisten Serge Zimmermann und Nils Mönkemeyer sogar regelrecht den Rang ab. Unter donnerndem Applaus überreichen Alumni Sanderling eine, zwei, zehn, zwanzig Blumen. Jede einzelne ist verdient. Udo Badelt

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