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Kultur: Zauberton

Die 14 Berliner Flötisten im Kammermusiksaal.

14 Engel zaubert der „Abendsegen“ aus Humperdincks „Hänsel und Gretel“ herbei, der deutschen Weihnachtsoper schlechthin, die im Sommerwald spielt. Und so passt es, dass die Märchennummer zum Weihnachtsrepertoire der 14 Berliner Flötisten gehört. Sehr ruhig und „mit halber Stimme“ hebt die Musik an, die in der Interpretation von Elisabeth Schwarzkopf und Elisabeth Grümmer unter Karajans Leitung zum historischen Kult geworden ist, um sich crescendierend mit Hörner- und Trompetenschall zu überhöhen. 14 Engel, 14 Flötisten, sie bleiben als Ensemble in ihrem instrumentalen Klang unter sich, da fehlen in der Engelpantomime naturgemäß die genialen Farben der Apotheose. Was aber bezaubert, ist die „ausdrucksvolle“ Stimmführung des feierleichen Reigens. 1996 gegründet und seither gehegt von dem Philharmoniker Andreas Blau, bewirkt der Ruf des in seiner Art einmaligen Flöten-Ensembles, dass der Kammermusiksaal ausverkauft ist. Mehrere CDs sind im Handel, eine neue dazu, eine Fangemeinde zur Stelle.

Da die Musiker als Mitglieder in Berliner Orchestern vielfach das Musikleben der Stadt führend mitbestimmen, ergibt sich ein elitärer Zauberton. Darein mischt sich mit humorig reimender Conférence und souveränem Timing Klaus Wallendorf. Ein Komponist wie Gotthard Odermatt greift schon mal nach „Sternbildern“, um den Vierzehn eine gefällige Suite zu bescheren, die den Tonraum aller Stimmlagen von Piccolo- bis Subkontrabassflöte geschickt ausschreitet und auffüllt. Sonst spielen sie mangels Originalliteratur Bearbeitungen, ob von Werken Vivaldis, Bachs oder Tschaikowskys, bei diesem mit einem wundervoll wiegenden Blumenwalzer. Wichtig ist, dass es ihnen nirgends um zirzensischen Effekt mit der Kuriosität ihrer Besetzung geht, sondern um lebendige Musik und Liebe zum Instrument. Sybill Mahlke

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