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Kultur: Zellermayer Galerie: Forschungsreisen

Die Malerei des in Köln lebenden Altmeisters informeller Kunst wird aus dem Unbewussten geboren: eine phantastische Welt aus Chimären, Dschungellandschaften und labyrinthischen Szenerien, blühender Flora und unbenennbarer Fauna. Erinnerungsfragmente und Visionen werden zu Darstellungen der Schöpfungsgeschichte und dem Jüngsten Gericht - Himmelfahrt und Höllensturz muten dann wieder wie "Seelenlandschaften" an.

Die Malerei des in Köln lebenden Altmeisters informeller Kunst wird aus dem Unbewussten geboren: eine phantastische Welt aus Chimären, Dschungellandschaften und labyrinthischen Szenerien, blühender Flora und unbenennbarer Fauna. Erinnerungsfragmente und Visionen werden zu Darstellungen der Schöpfungsgeschichte und dem Jüngsten Gericht - Himmelfahrt und Höllensturz muten dann wieder wie "Seelenlandschaften" an. Der Schlüssel für die Malerei Bernhard Schultzes liegt im Sehen und Erkennen, nicht im Erklären und Verstehen. Die Mehrdeutigkeit muss man als Wesenszug seiner Kunst akzeptieren. Die Übergänge vom Organischen ins Anorganische, von Pflanze zu Tier, von Mensch zu Gewächs lassen den Künstler von einer "unabgeschlossenen Prozessmaterie" (Ernst Bloch) sprechen. Wie absichtslos tauchen phantastische Gestalten - "Migofs" nennt er sie - auf und verschwinden wieder. Was man zu erkennen glaubt, ist bei näherem Hinsehen substanzlos, wo man den Formen und Strukturen nachgeht, kehrt man oft unversehens zum Anfang zurück. Überall wuchert und wabert es, Höhlen und Kavernen tun sich auf, Trichter und Strudel, Schluchten und Durchbrüche, Lichtungen und Abgründe, die Gebilde laufen zu Rinnsalen aus oder zerstören sich selber.

Schultzes jüngste Arbeiten offenbaren eine Hinwendung zu den lichteren Seiten des Lebens: Das Landschafts- und Naturlabyrinth ist zum zentralen Thema seines Werkes geworden. Der Bildraum scheint sich auf den Gemälden (6000 bis 180 000 Mark), wie Aquarellen (6000 bis 25 000 Mark) immer weiter auszudehnen und zugleich nach innen zu wachsen. Es gehört wohl zur Altersreife des 75-jährigen die Prozesse des Werdens und Vergehens auch einmal unbehelligt zu lassen, sie mit Staunen und Faszination zu verfolgen, ihre Reize und Gefährdungen kennenzulernen und statt der Giftfarben der Verwesung gedämpfte Töne zum Leuchten zu bringen. Darüber könnte das Novalis-Wort stehen: "Zur Welt suchen wir den Entwurf - dieser Entwurf sind wir selbst".

Klaus Hammer

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