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Kultur: Zoo mal so

Im Kino: „Madagascar“ schickt vier Großstadttiere auf die freie Wildbahn

Vorbei die Zeit, in der Disney alle zwei Jahre einen Zeichentrickfilm auf den Markt warf. Die Animationsfilmbranche boomt, und durch die Möglichkeiten der digitalen Bildgestaltung ist die Produktion deutlich schneller geworden. Disney, Pixar und Dreamworks kämpfen um ihre Marktanteile, denn Familienfilme wie „Findet Nemo“, „Shrek“ oder „Die Unglaublichen“ fahren regelmäßig dreistellige Millionengewinne ein. Steven Spielbergs Dreamworks-Studio, das sich bisher mit „Shrek“ und „Shark Tale“ eher in Märchen-Dekonstruktion und eltern- kind-gerechter Kulturkritik geübt hat, versucht nun, mit „Madagascar“ wieder an die eher harmlosen Disneyfilme anzuknüpfen.

Ausgangspunkt der Story ist der New Yorker Zoo, wo die Tiere ihrem degenerierten Großstadtleben frönen. Alex, der Löwe, ist der Showstar des Tierparks und lässt sich sein authentisches Gebrüll und die gut frisierte Mähne mit regelmäßigen Steak-Rationen belohnen. Melman, die Giraffe, ist ein Hypochonder und Stadtneurotiker, wie ihn Woody Allen nicht besser erfinden könnte, wohingegen Gloria, das Flusspferd, selbstzufrieden im Pool ruht. Nur Marty, das Zebra, gerät an seinem zehnten Geburtstag in eine Midlife-Crisis und träumt auf dem Heimtrainer von einem anderen Leben in der Wildnis. Wie das Drehbuch es will, verschlägt es die vier Freunde bald nach Madagascar, wo sich die Großstädter auf freier Wildbahn bewähren müssen.

„Madagascar“ hat seine besten Szenen in der ersten halben Stunde. Aber nachdem alle Charaktere vorgestellt sind und die Vierbeiner New York verlassen haben, weiß die Geschichte nichts mit ihrem eigenen Sujet anzufangen. Die Konfrontation der degenerierten Zoobewohner mit den Härten des Darwinismus hätte man sich deutlich humorvoller, fantasiereicher und auch ein bisschen gemeiner vorstellen können. Zwar entdeckt der Löwe das Raubtier in sich und wird als Fleischfresser zur unfreiwilligen Gefahr für seine Freunde. Aber die Plotlinie wird schnell wieder abgebrochen, bevor der Konflikt etwas Tiefgang erreichen kann. Einige Szenen wirken aus der Trickfilmkiste ausgeliehen, wie etwa die Lemuren-Party, die deutlich an die Affen-Fete im „Dschungelbuch“ erinnert. Als Familienfilm ist „Madagascar“ halbwegs unterhaltsam, aber ihm gelingt es im Gegensatz zu dem postmodernen Mythenplünderer „Shrek“ oder dem überschäumend kreativen „Findet Nemo“ nicht, Erwachsene und Kinder in eine eigene fantastische Welt zu entführen.

„Madagascar“, USA 2005 R: Eric Darnell, Tom McGrath B: Eric Darnell, Tom McGrath, Mark Burton, Billy Frolick. Start: 14.7. Verleih und PR: UIP Presseserver: www.image.net

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