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Zukunft der Museen: Museumsbund befürchtet Sparmaßnahmen wegen der Pandemie

Zum zweiten Mal findet am Sonntag der Museumstag im Zeichen von Corona statt. In die Freude über sinkende Infektionszahlen mischt sich die Sorge um die finanzielle Zukunft der Häsuer.

Die Corona-Pandemie hat den über 6600 Museen in Deutschland ein tiefes Loch in die Finanzen gerissen. „Egal, ob ein Museum kommunal, staatlich oder über das Land finanziert wird - Einnahmeausfälle haben wir alle über lange Zeit gehabt“, sagte Christina Haak, Vizepräsidentin des Deutschen Museumsbundes. Der tatsächliche Verlust könne bundesweit zu diesem Zeitpunkt nicht benannt werden, hieß es. Zahlen werden demnach individuell pro Haus erhoben.

Trotz Pandemie sind zum Internationalen Museumstag am 16. Mai den Angaben zufolge deutschlandweit gut 1500 Aktionen in den Einrichtungen geplant, die schon wieder öffnen dürfen. „Das sind immerhin knapp über 600“, sagte Haak, die auch stellvertretende Generaldirektorin der Staatlichen Museen zu Berlin ist. Ziel des Museumstages ist es, auf die thematische Vielfalt der Museen hinzuweisen. Die bundesweite Auftaktveranstaltung wird im Livestream aus dem Berend Lehmann Museum für jüdische Geschichte und Kultur in Halberstadt (Sachsen-Anhalt) übertragen.

Angesichts sinkender Infektionszahlen und Impffortschritten macht sich bei den Häusern aber auch allmählich Unruhe bemerkbar: „Uns treibt schon um, dass die Kultur dann als erstes finanziell belastet wird, wenn es darum geht, die Coronamaßnahmen in der Zukunft zu bezahlen“, sagte Haak. Demnach wird befürchtet, dass im Zuge der Pandemie die Finanzierung von Museen etwa der Rettung der Wirtschaft entgegengestellt wird. „Das ist eine kritische Debatte. Ich hoffe, dass sie so nicht kommen wird.“

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Das Potenzial für Einsparungen sei ohnehin gering. Selbst mit Schließungen spare man zunächst zwar etwa die Betriebskosten, aber das Personal könnten staatlich subventionierte Häuser nicht ohne Weiteres freisetzen. Zudem müsse man sich dann um den Verbleib von Gemälden und anderen Kunstwerken kümmern.

„Der nächste Schritt wäre ja zu sagen, wir verkaufen die Sammlung. Da ist aber in Deutschland in der Regel - Gott sei Dank - eine rote Linie“, sagte Haak. Trotz der Gegenargumente schließe sie es nicht „per se“ aus, „dass tatsächlich Museen zugemacht werden.“

Höhere Ticketpreise helfen nicht unbedingt, sagt Vizepräsidentin Christina Haak

Auch eine Erhöhung der Ticketpreise ist laut Haak kein hilfreiches Mittel. „Automatisch mehr Geld nimmt man damit nämlich nicht ein“. Touristen seien im Urlaub spendabler, aber die Stadtbevölkerung reagiere sehr empfindlich auf Preiserhöhungen.

In der Vergangenheit seien zwar Coronahilfen geflossen, doch nicht immer hätten diese ausgereicht. „Häufig gehen die Einnahmen in die weitere Programmgestaltung für das laufende oder kommende Jahr. Wenn dieses Geld fehlt, dann wird es sehr kritisch, was ein attraktives Programm in der Zukunft angeht.“

Die Staatlichen Museen zu Berlin mit 15 Sammlungen in 19 Häusern haben vom Bund immerhin eine Teilkompensation für 2020 bekommen. „Da sind wir aber tatsächlich die Ausnahme“, sagte Haak. „Bei anderen Häusern sind schon Kürzungen an der Tagesordnung.“ Allein die als Weltkulturerbe ausgewiesene Museumsinsel besuchten zuletzt jährlich gut drei Millionen Menschen. Laut einer Modellrechnung ging man zu Beginn der Pandemie ausgehend von den Vorjahreszahlen in den Museen der Hauptstadt von einem Einnahmeverlust in Höhe von gut zwei Millionen Euro pro Corona-Monat aus. (dpa)

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