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Kultur: Zum Finale

Hartmut Rampoldt schließt seine Galerie

Als Hartmut Rampoldt in den siebziger Jahren die abstrakten Motive von Piero Dorazio neben den drallen Realismus eines Klaus Vogelgesang hängte, sagte ihm Rudolf Springer als Grandseigneur der Berliner Kunstszene unverblümt, dass es so nicht gehe. Doch der junge Galerist verteidigte sich mit einer sehr persönlichen Sichtweise: „Ein Bild muss aus der Ferne ein Signal senden und mich von Nahem mit seinen Details ansprechen. Das Vibrieren bei Dorazio ist für mich gar nicht so weit entfernt von Vogelgesangs zeichnerischer Finesse.“

40 Jahren lang ist Rampoldt sich treu geblieben – und ebenso Künstlern wie Vogelgesang, dessen knapp zwei Meter hohe Farbzeichnung „Showtime“ mit 18 000 Euro die Preisspitze in der Ausstellung „Finale“ bildet. Die Jubiläumsschau, mit der Rampoldt zugleich seinen Abschied aus dem aktiven Galeristendasein feiert, setzt auf Kontraste. Mit einer gewissen Kühnheit trifft da eine lyrische Tuschekomposition von Gerhard Hoehme auf Symbolträchtiges in den altmeisterlich gefertigten Radierungen Jiri Anderles.

Mit Anderle hatte alles angefangen. 1964 erlebte Rampoldt den tschechischen Maler und Grafiker erst als Mimen während eines Gastspiels des „Schwarzen Theaters“. Später reiste Rampoldt nach Prag, lernte die Kunstszene kennen und verschaffte ihr ab 1967 ein Forum in seiner geräumigen Charlottenburger Altbauwohnung. Aufsehen erregte die Galerie dank dieser tschechischen Künstler, die hier just am Ende des Prager Frühlings ausstellten. „Das wurde von der Öffentlichkeit als politisches Statement aufgenommen“, erzählt der Galerist rückblickend. Doch vereinnahmen lassen wollte er sich nicht. Er fand schließlich im Berliner „Kritischen Realismus“, der die gesellschaftliche Missstände künstlerisch anprangerte, einen Mittelweg.

Dem stehen abstrakte Tendenzen wie das tachistisch inspirierte Werk von Karl Heinz Droste gegenüber. Neben Reliefs, Skulpturen und Zeichnungen hat der Berliner Bildhauer in den letzten Jahren vor seinem Tod 2005 Waldszenen von faszinierend hintergründiger Stimmung fotografiert und Hunderte Grafiken hinterlassen, die Rampoldt mit Blick auf ein Werkverzeichnis archivieren wird.

Obwohl die aktuelle Ausstellung das „Finale“ einläutet, zieht er sich also doch nicht ganz aus dem Kunstbetrieb zurück. Über das Internet will Hartmut Rampoldt weiterhin handeln. Und wenn das Droste-Archiv in Teilen aufgearbeitet ist, wird er seine Wohnung gelegentlich auch wieder für das Publikum öffnen. Michaela Nolte

Kunstkontor Rampoldt, Giesebrechtstraße 16; bis 1. März, Do-Sa von 15-19 Uhr.

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