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Karl "Baumi" Baumgartner bei der Verleihung der Berlinale Kamera 2014.

© dpa

Zum Tod des Filmproduzenten Karl Baumgartner: Die Seele der Pandora

Alle nannten ihn "Baumi": Karl Baumgartner, Gründer der Produktionsfirma Pandora, brachte die großen Autorenfilmer der Welt ins deutsche Kino. Nun ist er nach schwerer Krankheit gestorben.

Es war eine Sternstunde auf der jüngsten Berlinale, dabei wurde nicht mal ein Film gezeigt. Karl Baumgartner, den alle „Baumi“ nennen im internationalen Autorenfilmgeschäft, wird mit der Berlinale Kamera geehrt, das Cinemaxx ist rappelvoll mit Freunden aus aller Welt. Alle im Saal wissen, der Jubilar ist schwer krank – der Mann, der da vorne mit schütterer Stimme nur beiläufig sagt, es gehe ihm zurzeit nicht so besonders. Und dann hebt eine Veranstaltung von umwerfend entschiedener Fröhlichkeit an.

Die Filmkritikerinnen Anke Leweke, Katja Nicodemus und Christiane Peitz setzen mit anekdotisch gewürzten Liebeserklärungen in englischer Sprache den Ton. Laudator Aki Kaurismäki vermeldet in stocknüchternem Ernst, der neben ihm stehende „Gentleman“ sei ein gefürchteter Pokerspieler und im Übrigen „the best of the best“. Dieter Kosslick, auch ein Weggefährte seit Jahrzehnten, erzählt heiter von Missgeschicken mit stets neuestem elektronischen Gerät, das Technikfreak „Baumi“ immer gern schnell weiterverschenkt habe. Und Ovationen: Der Saal mag rechteckig sein, für diese Stunde aber wird er zum Kreis um eine, seine Mitte.

Karl Baumgartner, der Produzent, der Filmliebhaber, der Regisseursfreund, der unermüdlich freundliche Entdecker und Behüter der wirklich Großen des Kinos, heißen sie Kaurismäki oder Kusturica, Jim Jarmusch oder Kim Ki-duk. 1949 in Südtirol geboren, Kinobetreiber in Frankfurt am Main, 1982 Gründer des Filmverleihs Pandora, und elf Jahre später holt er in Cannes gleich zwei Goldene Palmen: Jane Campions „Piano“ und Chen Kaiges „Lebewohl, meine Konkubine“ werden ex aequo geehrt. Pandora geht unter die Produktionsfirmen, ruiniert sich fast mit dem ersten Projekt, Kusturicas „Underground“. Und zwei Jahre später gibt’s auch dafür die Goldene Palme.

So viel Prunkvolles. Davon sprechen andere an jenem Februartag im Cinemaxx – „Baumi“ selber freut sich, dass er trotz aller Pandora-Krisen nie habe jemanden kündigen müssen. Am Dienstag ist er, der den Unterschied zwischen Stolz und Bescheidenheit so unverwechselbar aufzuheben wusste, in Frankfurt seiner schweren Krankheit erlegen.

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