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Kultur: Zum Tod des französischen Schauspielers Pierre Clémenti

"Seine Karriere verschwindet - unglücklicherweise - in einer Sackgasse", stand schon vor bald zehn Jahren in einem "Dictionnaire du Cinéma" zu lesen. Und auch der Grund, einer der Gründe für das "Verschwinden" der Karriere, wird angedeutet, wenn es, unnachahmlich französisch, heißt: "Il connut la prison.

"Seine Karriere verschwindet - unglücklicherweise - in einer Sackgasse", stand schon vor bald zehn Jahren in einem "Dictionnaire du Cinéma" zu lesen. Und auch der Grund, einer der Gründe für das "Verschwinden" der Karriere, wird angedeutet, wenn es, unnachahmlich französisch, heißt: "Il connut la prison." Das war in Italien gewesen, 1972, wo Pierre Clémenti das Gefängnis wegen einer Drogenaffäre "kennenlernte", ehe er nach anderthalb Jahren wieder entlassen wurde, wegen Mangel an Beweisen.

Was nicht heißt, dass die Geschichte nicht zu ihm gepasst hätte. Er war, 1942 geboren, durchaus der Repräsentant einer Generation, die ihre eigenen Erfahrungen machen wollte, mit welchen Mitteln auch immer, um, mit Glück, zu einem eigenen Lebensentwurf zu gelangen. Groß, hager, dunkelhaarig, war er prädestiniert für dunkle Rollen undurchsichtiger junger Männer, deren Geheimnis, wie in Buñuels "Belle de jour - Schöne des Tages", eine jener Art von Perversionen sein konnte, die in ihrer Gefährlichkeit unwiderstehlich anziehend wirken. Er war beunruhigend, wie in Pasolinis "Schweinestall", rätselhaft wie in Rivettes "Pont du Nord - An der Nordbrücke" und ein Mysterium in "Le lit de la vierge" und "La cicatrice intérieur". Obwohl diese Filme an der Grenze zwischen Schönheit und Verschmocktheit so weitgehend unbekannt geblieben sind wie ihr Regisseur Philippe Garrel, waren sie ihm am ehesten auf den Leib geschnitten und werden sein Vermächtnis bleiben.

Er hat den Bruch von 1972 nie mehr richtig heilen können, auch wenn er bald wieder am Theater, wo er herkam, und in Filmen beschäftigt war, vor allem in kommerziellen Spekulationen mit seinem Äußeren. Er hatte ja das, was man fast nur bei französischen Schauspielern findet und seit Michel Simon und Fernandel und auch Jean Gabin "la geule" nennt, die Fresse mit dem kräftig vorspringenden Unterkiefer, Charakteristikum auch von Belmondo und Depardieu. Pierre Clémenti aber war offenbar zu feingliedrig und sensibel, um mit seiner Schnauze Karriere zu machen. Er ist jetzt in Paris, wo der Sohn einer Korsin und eines unbekannten Vaters auch geboren wurde, gestorben. Im Alter von 57 Jahren.

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