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Almut Klotz starb vergangenen Freitag mit 51 Jahren. Das Erscheinen von „Lass die Lady rein“, ihrem zweiten Album mit ihrem Ehemann Christian „Reverend“ Dabeler, hat sie nicht mehr erlebt. Es kommt an diesem Freitag heraus.

© Staatsakt

Zum Tod von Almut Klotz: Die Sängerin der Lassie Singers ist tot

Sie brachte Witz in den deutschen Pop und war eine Pionierin des deutschen Indie-Rock. Jetzt ist Almut Klotz in Hamburg gestorben.

Ein Aufruf zum Hedonismus, vorgetragen zu Punkgitarren und einer Kirmesorgel: „Komm lass uns tanzen, tanzen, tanzen, bis der Saal zerfällt / Dann schweben wir hinüber in eine weite, weite Welt.“ Das Stück stammt aus dem Album „Lass die Lady rein“ von Almut Klotz und Christian „Reverend“ Dabeler, das an diesem Freitag erscheint. Klotz wird das Erscheinen der zweiten Platte, die sie mit ihrem Ehemann aufgenommen hat, nicht mehr erleben. Die Sängerin und Schriftstellerin ist in der Nacht zum letzten Freitag in Hamburg den Folgen einer Krebserkrankung erlegen. Sie wurde 51 Jahre alt.

Almut Klotz war eine Pionierin des deutschen Indie-Rock, ihre Karriere begann in der West-Berliner Boheme der achtziger Jahre. Sie war aus dem Schwarzwald in die Mauerstadt gekommen und gründete dort 1988 zusammen mit Christiane Rösinger und Funny Van Dannen die Lassie Singers. Dass deutschsprachige Popmusik gleichzeitig unbeschwert und clever, ironisch und kämpferisch sein konnte, hatte man bis dahin noch nicht gewusst. Die Lassie Singers mischten eine „stille Grundtrauer“ mit melodienseliger Euphorie, sie besangen den „zukünftigen Ex-Freund“, konstatierten „Liebe wird oft überbewertet“ und riefen „männliche Mitmenschen“ zur Andersartigkeit auf: „Statt XX seid ihr XY – bitte macht was draus.“

Die Band wurde ähnlich einflussreich wie Blumfeld oder Tocotronic, manche Textzeile entwickelte sich zum geflügelten Wort. Etwa ihr Bekenntnis in der Tradition von Spitzwegs „armem Poeten“: „Nur weil wir keine Ausbildung haben, machen wir den ganzen Scheiß.“ Der Hörer saß mit ihnen im Tourbus, wenn die Lassies jubilierten: „Kamener Kreuz, links vorbei / Im Radio läuft HR 3 / Frankenhöhe – Schnitzelalarm!“ Nach vier grandiosen, kommerziell aber nur mittelmäßig erfolgreichen Studioalben war 1998 Schluss.

Anschließend hob Klotz zusammen mit Rösinger das Label Flittchen Records aus der Taufe und gründete den Popchor Berlin. Der Popchor interpretierte New-Wave-Klassiker und Rap-Hits, teilweise unterlegt von Playbacktracks befreundeter Musiker, und brachte es auf zwei Plattenveröffentlichungen. Almut Klotz tat sich mit Christian Dabeler zusammen, zog nach Hamburg und veröffentlichte mit ihm den Roman „Aus dem Leben des Manuel Zorn“. Auf ihrem neuen Album singt sie nun von der „Beschissenheit der Dinge“ und den „ganzen Hässlichkeiten“. Ohne sie wird beides noch viel schlimmer sein.

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