zum Hauptinhalt
Die Schriftstellerin Christine Nöstlinger.

© Georg Hochmuth/dpa

Zum Tod von Christine Nöstlinger: Die Klugheit der Kinder

Sie veröffentlichte mehr als 100 Bücher, darunter "Maikäfer, flieg!". Die Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger ist in Wien gestorben.

In Ihren Büchern geht es recht antiautoritär zu, und häufig sind die Mädchen die Protagonisten. Ihre besten Freunde dagegen sind dann doch Jungs. „Das hat damit zu tun, dass man beiden Geschlechtern eine Identifikationsfigur geben will. Kinderbücher, auch Jugendbücher muss man ja aus der Sicht eines Helden schreiben“, hat Christine Nöstlinger vor ein paar Jahren im Interview mit dem Tagesspiegel gesagt. Und auf die Frage, warum die Kinder bei ihr manchmal so altklug daherreden, antwortete sie: „Ich habe da einen Trick. Die Kinder in meinen Büchern können besser formulieren, als ein Kind in dem Alter das realistischerweise kann. Das tue ich, damit ich mich, erstens, beim Schreiben auch ein bisschen unterhalte. Und zweitens erzeugt das bei Kindern einen, nennen wir es: Aha-Effekt. Ich formuliere etwas, was Kinder spüren, aber nicht ausdrücken können.“

Sie prägte den Zeitgeist der Siebziger

Damit hatte sie großen internationalen Erfolg. Über 100 Bücher hat die 1936 in Wien geborene Schriftstellerin geschrieben, die ihre Laufbahn als Grafikerim begann. Und fast ebenso viele Preise hat sie für ihr ebenso emanzipatorisches wie unterhaltsames Werk erhalten. Zu den bekanntesten Titeln zählen „Die feuerrote Friederike“, „Maikäfer flieg!“, „Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse“ und „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“. Damit prägte sie den freien Zeitgeist der siebziger Jahre, als auch ein neues und alternatives Kindertheater entstand. Die Kinder nehmen in schwierig-fantastischen Situationen ihr Geschick selbst in die Hand.

Ein Mix aus Realismus und Fantasie

Nöstlingers Geschichten zeichnen sich aus durch ihre wunderbare Fantasie und ihren realistischen Gehalt. Sie schuf ein neues Verständnis von zeitgemäßer Literatur für Kinder und Jugendliche, glaubte aber nicht daran, die Welt mit ihren Büchern auf den Kopf stellen zu können: „Ich halte es mit dem Tucholsky, der einmal gesagt hat: Mit zehn Fingern auf der Schreibmaschine lässt sich die Welt nicht verändern. Man kann flankierende Maßnahmen setzen“, sagte sie in aller Bescheidenheit.

Christine Nöstlinger hat auch Gedichte in Wiener Mundart und Kochbücher, Zeitungsartikel und Essays geschrieben. Sie liebte das umgangssprachliche Spiel mit Wörtern und Namen. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist sie am 28. Juni in ihrer Heimatstadt Wien mit 81 Jahren gestorben. Tsp

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false