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Kunsthändler Dieter Brusberg in Berlin.

© Mike Wolff

Zum Tod von Kunsthändler Dieter Brusberg: Galerie und Manege

Dieter Brusberg war die graue Eminenz des Kunsthandels in der Mauerstadt Berlin. Jetzt ist der große Galerist und Kunstvermittler gestorben.

Er war so etwas wie die graue Eminenz des Kunsthandels in der Mauerstadt Berlin. Dieter Brusberg öffnete einen Korridor für Bilder und Skulpturen von Ost nach West. Durch seine Vermittlung gelangte die DDR-Kunst schon früh in die Bundesrepublik, nur umgekehrt sollte es damals noch nichts werden. Der Galerist war ein Prophet, der bekanntermaßen im eigenen Land nichts gilt, zumindest bei den Museen. Die privaten Sammler, insbesondere die Berliner Grundkreditbank, die er beriet, kauften sehr viel früher und mutiger bei ihm ein. Bis zum Mauerfall waren die Leipziger Heisig, Tübke, Mattheuer und der Ost-Berliner Metzkes bei ihm in der Galerie am Kurfürstendamm zu sehen, wenig in den West-Berliner Institutionen, schon gar nicht in West-Deutschland. Mit der Wiedervereinigung fanden sie ihre Anerkennung endlich auch im anderen Teil der Stadt, in der Neuen Nationalgalerie – eine Genugtuung für den engagierten Galeristen.

Dieter Brusberg ging immer schon eigene Wege, gab sich streitbar für die Künstler, die er vertrat, verfolgte seinen persönlichen Stil, mochte er noch so widersprüchlich sein. Geboren 1935 in Trier, studierte er Innenarchitektur und gründete 1958 in Hannover ein Einrichtungsstudio, das sich mit der Zeit zur Galerie wandelte. Seine Handschrift als Raumgestalter blieb auch in den künftigen Adressen ablesbar. So besaß die 1982 in Berlin bezogene Beletage des Gründerzeithauses ein sehr individuelles System aus Schauwänden und Stellagen.

Brusberg setzte in Berlin eigene Akzente

Mit dem Umzug rückte Brusberg dichter an seine Bilderproduzenten heran. Statt ins Rheinland zu gehen, wo er 1966 zu den Mitbegründern der Kölner Kunstmesse gehörte, schlug er die andere Richtung ein und setzte in Berlin eigene Akzente. In der Geschichte des Kunsthandels der Stadt fällt ihm als Brückenbauer eine besondere Rolle zu. Gerhard Altenburg, den subtilen thüringischen Zeichner, hatte der stets neugierige Galerist schon in den sechziger Jahren bei Rudolf Springer in der Fasanenstraße kennengelernt. In den siebziger Jahren übernahm Brusberg die Granden der Staatsmalerei ins Portfolio, was ihm viel Kritik eintrug. Der Galerist glaubte an ihre Qualität, organisierte 1983/84 und 1988 in Berlin die „Zeitvergleich“-Ausstellungen, die sich als weitsichtig erweisen sollten.

Dieter Brusberg war jedoch weit mehr als nur Herold der Ostkunst. In seinem figurativ geprägten Programm, das er mit dem Umzug nach Berlin mitbrachte, befanden sich auch ganz andere, gegensätzliche Positionen. Das zeigte sich noch einmal in aller Breite in seiner großen Abschiedsausstellung 2013 im Ahrenshooper Grandhotel Kurhaus, mit der er die Bilanz seiner Galeristentätigkeit zog. Den Anfang setzten Werke der klassischen Moderne von Walter Dexel, Ernst Wilhelm Nay, Max Pechstein, Christian Rohlfs und Kurt Schwitters. Zu seinem Kosmos gehörten neben Hans Bellmer und seinem Zentralgestirn Max Ernst, den er noch persönlich kennengelernt hatte, außerdem Horst Antes, Hans Uhlmann, Konrad Klapheck, Walter Stöhrer, Fernando Botero, Rolf Szymanski und immer wieder Neuentdeckungen wie zuletzt Torsten Warmut und Vincent Wenzel.

Von seiner Zirkusvilla aus betrieb Brusberg seinen Handel

Die Ausstellung war zugleich so etwas wie ein Gruß an Berlin, wo sich Brusberg zunehmend aus der Galeriearbeit zurückgezogen hatte, aber es dennoch nicht wirklich lassen konnte. Einen Nachfolger für die Galerie zu finden, der samt Adressdatei und Bibliothek sein Erbe hätte antreten können, erwies sich als nicht ganz einfach. Brusberg verkleinerte sich zunächst, tauschte die großen repräsentativen Räume am Kurfürstendamm zugunsten einer kleineren Hofgalerie im Gartenhaus, wo sich zuvor das Lager für die Skulpturen befunden hatte. Diese hatte er derweil in großen Teilen in eine Kunststiftung für den Skulpturenpark des Westend-Krankenhauses eingebracht. Das Archiv ging an die Berlinische Galerie.

Im nächsten Schritt konzentrierte der weit über Siebzigjährige seine Galerietätigkeit noch weiter, betrieb Handel von seinem schönen Privathaus aus, einer Villa in Westend, die einst der Zirkusdirektorin Paula Busch gehört hatte. Das passte, so fand er, bestand für ihn doch zwischen Manege und Galerie eine gewisse Ähnlichkeit. Am 28. August ist Dieter Brusberg – dies wurde erst jetzt bekannt – im Alter von 80 Jahren in Berlin gestorben.

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