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Kultur: Zunächst einmal

Es war an diesem Wahlabend oft von einem „Krimi“ die Rede, besonders in der ARD, die am Sonntag bekanntermaßen immer den „Tatort“ oder den „Polizeiruf“ im Programm hat. Schaffen die FDP und die AfD die fünf Prozent oder nicht, bekommen CDU und CSU die absolute Mehrheit oder nicht?

Es war an diesem Wahlabend oft von einem „Krimi“ die Rede, besonders in der ARD, die am Sonntag bekanntermaßen immer den „Tatort“ oder den „Polizeiruf“ im Programm hat. Schaffen die FDP und die AfD die fünf Prozent oder nicht, bekommen CDU und CSU die absolute Mehrheit oder nicht? Da war wirklich Spannung drin. Nur gehören zu einem guten Krimi auch gute Dialoge – und die gab es überhaupt nicht. Sondern nur das beliebte Spiel „Journalisten fragen oder tun so, als ob sie fragen – Politiker antworten nicht“. Da hörte man bis 20 Uhr auf die Frage, wie das Ergebnis nun jeweils zu bewerten sei, als Allererstes die Antwort: „Zunächst einmal möchte ich mich bei allen Parteifreundinnen und Parteifreunden für ihre aufopferungsvolle Arbeit und den tollen Wahlkampf bedanken.“

Dann waren die Danksagungen ausgesprochen, man kam zu den „Inhalten“. Wobei Fernsehjournalisten und Politiker darunter natürlich was völlig anderes verstehen, gerade an einem Wahlabend. Die Politiker führen diese Inhalte gern ins Feld, ohne ihnen Inhalt zu geben, weil sie nicht über personelle Konsequenzen und mögliche Koalitionen reden wollen. Und insofern hörte man auf die ohne Unterlass gestellten Fragen nach den personellen Konsequenzen und den möglichen Koalitionen immer nur den Verweis darauf, dass das hier jetzt nicht „der richtige Zeitpunkt“ sei, um so etwas zu diskutieren: „Sie glauben doch nicht, dass ich Ihnen jetzt dazu etwas sage.“; „Wir werden das amtliche Endergebnis abwarten und uns dann morgen zusammensetzen.“

Abwarten, analysieren, „jetzt liegt der Ball im Spielfeld der Kanzlerin“, wie Peer Steinbrück ständig wiederholte. Und was soll Angela Merkel auch sagen, wenn sie mit einem ihrer Aussprüche konfrontiert wird, demnach sie nie so lange regieren wollte wie Helmut Kohl? Da konnte man sogar verstehen, dass sie mal nicht über Inhalte zu reden beabsichtigte, sondern konterte, dass sie über 2017 nun wirklich nicht hinausdenken könne. Medienprofis trafen auf Medienprofis und führten nichtssagende Dialoge in einem Medium, das an so einem Abend mal wieder ganz bei sich selbst war und aus viel (Bundestagswahl!) ganz wenig zu machen verstand. Nach vier, fünf langen Stunden war man erschöpft - und leer. Aber eine gewisse Leere verspürt man ja auch nach einem besonders guten Krimi.

Ein

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