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Kultur: Zurück in die Zunft

Wohin geht’s in der Kunst? Der Autor Raimar Stange forscht in seinem neuen Buch aus nächster Nähe

Die Bilanzen der Kunstmessen machen deutlich, dass der Handel mit zeitgenössischer Kunst nach wie vor Zuwachsraten verbuchen kann. Wer früh einsteigt und auf den richtigen Künstler setzt, kann innerhalb weniger Jahre Wertsteigerungen erzielen. Doch wenn man investieren will, gehört neben Leidenschaft und Startkapital vor allem Hintergrundwissen dazu – und wer weiß heute schon, wer die Helden von morgen sein werden? Literatur für Einsteiger gibt es wenig, denn auch die Kunstgeschichte hinkt naturgemäß mindestens zwei Dekaden hinterher.

Der Berliner Autor Raimar Stange hat sich in seinem neuen Buch „Zurück in die Kunst“ dagegen an die jüngste Kunstproduktion gewagt und blickt ausgehend von der letzten Dokumenta auf die wichtigsten Kunstströmungen der Neunzigerjahre zurück: dem Crossover mit der Popkultur, der Mode, dem Film, der Wissenschaft oder der Ökonomie. Wege heraus aus den Institutionen hin zu sozialen Konzepten werden ebenso vorgestellt wie Tendenzen in der Malerei, die auch in den Neunzigern eine zentrale Rolle gespielt hat. Unter griffigen Überschriften wie „Dienst nach Vorschrift“ oder „Rock on“ werden Werke unterschiedlichster Künstlerpersönlichkeiten vorgestellt – von Silke Wagner bis Franz Ackermann, von Olaf Nicolai bis Piotr Uklanski. Stange leistet es sich, persönliche Akzente zu setzen, und schafft so eine äußerst lesbare und mit profundem Wissen untermauerte Momentaufnahme einer Ära, die aus seiner Sicht letztlich wieder in den Ateliers endete: „Zurück in die Zunft“. Statt auf lexikalische Vollständigkeit und trockene Biografien setzt er dabei auf persönliche Wertung und die einmal geweckte Neugier des Lesers: Neben vierzehn kurzen Interviews mit Künstlern und einer von Johannes Wohnseifer entworfenen Bilderstrecke ergänzen zahllose Literaturhinweise das Buch. wit

Raimar Stange: Zurück in die Kunst, Roger & Bernhard bei Zweitausendeins, Hamburg 2003, 19, 95 Euro.

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