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Kultur: Zurück ins Zentrum

Die 16. Art Frankfurt gibt sich betont gut gelaunt, zieht mehr Aussteller an und hält echte Entdeckungen bereit

Ihm gehörte zweifellos der große Auftritt: dem Frankfurter Galeristen Michael Neff. Am Eröffnungsabend hielt er mit eigenem DJ auf der Messe Hof, den 100-Quadratmeter-Stand mit nichts bespielt als einem braunen Satinvorhang, der an der Wand hing und sanft von Ventilatoren bewegt wurde. Diese Arbeit Sylvie Fleurys trug den passenden Namen „Centre of Excellence“ (40000 Dollar). Nur auf Drängen von Messechefin Marianne El Hariri platzierte der Galerist an einer Außenwand ein paar Arbeiten der Britin Sara Kane (1800 Dollar).

Mochte den anliegenden Ausstellern die Musik auch etwas zu laut geraten sein – als Auftaktsignal für die 16. Ausgabe der in der Vergangenheit durchaus wechselhaften Messe schien sie nicht ungeeignet. Man gab sich betont optimistisch. Conrads aus Düsseldorf etwa, nach über zehn Jahren erstmals wieder in Frankfurt, zeigten sich gerade von der Atmosphäre angetan: „Die gebotenen Rahmenbedingungen, was etwa die Gestaltung des Standes und die Betreuung im Vorfeld anging, waren herausragend“, so Walter Conrads, „und auch die Stimmung auf der Messe selbst ist sehr angenehm. Sammler – gerade aus dem hessischen Raum – bringen Zeit für ein Gespräch mit. Außerdem ließen sich die Verkäufe direkt sehr gut an.“ Conrads setzte auf die neue „Düsseldorfer Malerschule“ mit Künstlerinnen wie Susanne Giring (1200 Euro) und Max Schulze, flankiert von Hauskünstlern wie Beat Streuli (11000 Euro) oder Stephen Shore (Vintageprints 10000 Euro).

Die Zahl der Lokalgrößen blieb im von 154 im vergangenen auf rund 180 Aussteller in diesem Jahr angewachsenen Messegetümmel immer noch dramatisch niedrig – die Abwesenheit gerade der markantesten Namen am Platz bleibt weiterhin ein Problem. Anwesende Frankfurter zeigten ein typisches, eher niedrigpreisiges Programm, in dem der Sammler durchaus Entdeckungen machen konnte. So zeigte Hübner postkartengroße, aber kraftvolle, altmeisterliche Stillleben der 1970 geborenen Nitsch-Schülerin Vroni Schwegler (500 bis 900 Euro) neben den Landschaften Franz Baumgartners (2000 bis 11500 Euro). „Frankfurt ist für uns seit Jahren Heimspiel“, so Ernst Hübner, „es gibt hier ein durchaus interessantes hessisches Publikum im Umfeld, was Frankfurt für uns nach wie vor zur Messe Nummer eins neben Köln macht.“

Die Rheinländer zeigten verstärkt Präsenz, so zum ersten Mal auch die junge Düsseldorfer Galerie Klinkhammer und Metzner mit großformatiger junger Malerei von der 1975 geborenen Lüpertz-Schülerin Andrea Lehmann (250 bis 6000 Euro) und Yesim Akdeniz Graf (10000 Euro). Dass im Erdgeschoss aber noch durchaus Platz zu sein scheint, bewies die nochmals erweiterte Sektion „Curator’s Choice“, die in diesem Jahr vom international tätigen Künstlerverein Camouflage gestaltet wurde und neben den üblichen Verdächtigen der afrikanischen Gegenwartskunst auch einige Entdeckungen des eben in Mode geratenden Kontinents bereithielt.

In der ersten Etage versuchte man in der Abteilung „Modern“, mit gediegener Flachware ein gesetzteres Publikum anzusprechen – wobei hier die Fallhöhe zum „Avantgarde“-Bereich im Erdgeschoss unübersehbar war. Henze+Ketterer (Bern) hielten mit monografischen Präsentationen von Daniel Spoerri-Assemblagen (6000 bis 51000 Euro) dagegen. Wenn Frankfurt sich aber, wie es durchaus möglich scheint, wieder als Markt für junge Kunst etablieren will, sollte überlegt werden, ob man auf einen „klassischen“ Bereich in derart unzureichender Qualität wie hier geboten in Zukunft nicht konsequenterweise verzichten sollte.

Messe Frankfurt, Halle 1, bis 10. Mai, täglich 11–20 Uhr, letzter Messetag bis 18 Uhr. Tageskarten kosten 14 (11) Euro, Abendkarten 7 Euro, der Katalog 6 Euro.

Magdalena Kröner

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