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Kultur: ZURÜCK - Jazz

Blauer Montag auf dem Prenzlauer Berg.Das Echo von Silvester hallt noch von vereinzelten Kanonenschlägen nach.

Blauer Montag auf dem Prenzlauer Berg.Das Echo von Silvester hallt noch von vereinzelten Kanonenschlägen nach.Die Kampfhunde gehen mit ihren Herrchen Gassi und nur im Café Harlem brennt noch Licht.Hier an der Ecke Rodenberg-/Scherenbergstraße ist die Heckmeckmeile vom Kollwitzplatz eine Unendlichkeit weit entfernt.Die Kneipe hat die siebziger Jahre konserviert.Ausrangierte Kinoklappstühle, Sofa-Lampen vom Trödel, Afrokunst und China-Leuchten nebst einer Fotogalerie ehrwürdiger Jazzhelden schaffen alternativ-deutsche Gemütlichkeit.Andrea Lando (Gesang, Saxophon, Mundharmonika) und Borries Schlüter (Piano) passen mit ihren Boogie-Woogie-Nummern und Blues-Standards gut ins Ambiente.Die beiden Jazzabsolventen der Hanns-Eisler-Hochschule (wieder am 3.2.ab 20.30 Uhr) besiegen das verstimmte Tastenmöbel mit der Lust am Duo und entlocken den etwa zwanzig Gästen gelegentlich freundlichen Beifall.Das Genre der Kneipenmusik betreiben sie schon seit einigen Jahren neben ihren sonstigen Bandverpflichtungen und sorgen dafür, daß "Georgia on my mind" auch im nächsten Jahrtausend noch ein Seelenspiegel bleiben wird.Nie bieder abgekupfert, mit angemessen improvisierten Chorussen, gelangt sogar Alanis Morissette zu Ehren und zeigt, daß die Sängerin nicht nur im Kielwasser von Billie Holiday eine gute Figur macht.Blauer Montag.Das "Ami-Büffett" wird wohl erst am Dienstag gestürmt, wenn das Motto der offenen Bühne im Cafe Harlem in die Tat umgesetzt wird: "Jeder, der will - kann, jeder, der kann, muß." Wohl dem Kiez, der eine solche Adresse hat - irgendwie scheint die Welt noch in Ordnung.Hip sein kann man auch wo anders.

REINER SCHWEINFURTH

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