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Kultur: ZURÜCK - KABARETT

Das Erscheinungsbild gibt zu Mißverständnissen Anlaß.Annette und Matthias Goldbeck-Löwe, er im Smoking mit Speckrollen-Schärpe, sie im Abendkleid mit Achselhaaren und Federboa, beide im klassischen Sinne stimmgebildet, suggerieren wohlfeile Operetten- und Kabarettschlager.

Das Erscheinungsbild gibt zu Mißverständnissen Anlaß.Annette und Matthias Goldbeck-Löwe, er im Smoking mit Speckrollen-Schärpe, sie im Abendkleid mit Achselhaaren und Federboa, beide im klassischen Sinne stimmgebildet, suggerieren wohlfeile Operetten- und Kabarettschlager.Aber "Die Goldbecks schreiten zum Zweiten" lebt vor allem vom Streiten.Im nach mehrjähriger Pause wieder bespielten Hinterzimmer des Scheselong (nächste Vorstellungen: 29.11., 4.12., 11.12.) setzt das drollige Duo sein Konzept vom öffentlich ausgetragenen Ehezwist fort.Unwirsch fällt man sich ins gegeneinander gesungene Wort, sucht hinter des Partners Rücken ein intrigantes Bündnis mit dem Pianisten (Hanno Siepmann bzw.Klaus Schäfer), um so Chansons von Hollaender, Nelson, Kreisler, aber auch mal einen sowieso dämlichen 70er-Jahre-Hit ironisch zu (unter)brechen.Dieser hoffnungsvolle, improvisationsfreudige Ansatz, mit tausendfach abgenudeltem Stoff umzugehen, erfährt einen absurden Höhepunkt beim "halbszenischen Melodram" inklusive Klavierbesteigung.Gefährlich nahe jedoch liegt der Absturz ins tief populistische Tal - verschüttet das hinterlistige, leis anarchische Potential, aus dem sich doch so viel machen ließe.Schade, denn der Sympathiefaktor bleibt.Und Bedauern.Erziehung durch ein kritisches Publikum, das sich biederem Andienen (etwa mittels einer unsäglichen Howard-Carpendale-Persiflage) verweigert: dies und mehr hätten die beiden verdient - vorausgesetzt, sie wollen es überhaupt.

NORBERT TEFELSKI

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