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Kultur: ZURÜCK - LESUNG

Ein Mann ist scharf auf die Frau seines besten Freundes.Und auch der ist nicht abgeneigt, mit dessen Gattin mal probeweise ins Bett zu steigen.

Ein Mann ist scharf auf die Frau seines besten Freundes.Und auch der ist nicht abgeneigt, mit dessen Gattin mal probeweise ins Bett zu steigen.Nur, wie inszeniert man so einen Partnertausch? Tagelang werden Ränke geschmiedet, Details über das Eheleben ausgetauscht, dann steht der Plan: Im dunklen Schlafzimmer wechseln beide Männer den Platz an der Seite ihrer nichtsahnenden Weibchen.Am nächsten Morgen erklärt die eine, sie habe gestern den Sex ihres Lebens gehabt.Was nun? Jeden Tag tauschen? In der Literatur finden sich jede Menge erotische Anekdoten, die, wenn sie nicht platt daherkommen, durchaus Stoff bieten für einen inspirierenden Abend über die "Lust".Man kann ja immer noch was dazulernen, oder? Isabelle Ertmann, Renate Spona und Henrik Andersen wählten für ihre szenische Lesung in der Brotfabrik vor allem Texte aus dem Rokoko und aus der heutigen Zeit.Der schmale Tisch zwischen den Dreien wird mal zum Pult und mal zum Bett, auf das sich einer lustvoll schmeißt.Erdmann, Spona und Andersen schlüpfen reihum in unterschiedliche Rollen.Da ist zum Beispiel die bedauernswerte Frau, die mit einem Professor der Biologie das Ehebett teilt.Endlich hat sie ihm verklickert, wie sie es gerne hätte.Nur - "er macht es so, wie jemand, der Krabben pult, die er selbst nicht haben möchte".Mehr Glück hat der junge Mann, der einer vollbusigen Brünetten die Einkaufstaschen nach Hause trägt.Es kommt zu einem unvergeßlichen Tête-à-Tête am Fensterbrett.Eine andere Frau verlangt von ihrem Gatten pro Monat 6 000 Francs für den Beischlaf - und bekommt sie auch.Das verleiht auch dem langweiligsten Eheleben einen Hauch von aufregender Lederlichkeit.Ein sehenswerter Streifzug durch drei Jahrhunderte erotischer Kulturgeschichte: Der Abend ist flott inszeniert, die Rollen werden mit Charme gespielt (Wiederholung am Mittwoch im "Bellevue", Flensburger Straße 11-13, Telefon 392 2561).

JOSEFINE JANERT

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