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Kultur: ZURÜCK - THEATER DER WELT

Bereits als sechsjähriger Knabe entzückte Enrique Vargas seine Klassenkameraden mit seinen Ameisenfabeln, im Rahmen von "Theater der Welt" kann man den kolumbianischen Theaternomaden nun auch als Geschichtenerzähler erleben. Als Regisseur lockt Vargas die Zuschauer in ein Labyrinth der Sinne, als Fabulierer verleugnet Vargas nicht den Anthropologen.

Von Sandra Luzina

Bereits als sechsjähriger Knabe entzückte Enrique Vargas seine Klassenkameraden mit seinen Ameisenfabeln, im Rahmen von "Theater der Welt" kann man den kolumbianischen Theaternomaden nun auch als Geschichtenerzähler erleben. Als Regisseur lockt Vargas die Zuschauer in ein Labyrinth der Sinne, als Fabulierer verleugnet Vargas nicht den Anthropologen. Wenn er an diesem Abend aus seiner Sammlung von indianischen Märchen und Mythen schöpft, sich von zwei schwarzlockigen Jünglingen auf der Gitarre begleiten läßt, dann knüpft er an die orale Tradition des story-telling an. Für seine "Oxtail Soup" benötigt Enrique Vargas nur wenig Zutaten. Er beugt sich über ein Spielzeug-Dorf aus Ton, läßt Getreidekörner herabregnen, tauscht das schwarze Filzhütchen gegen die rote Metzgersmütze. Der Hungerleider freut sich auf sein Ochsenschwanzsüppchen wie auf einen Festschmaus, doch seine Gier treibt ihn in die Arme von Gevatter Tod. Um eine Geschichte der Papagos zu veranschaulichen, genügt ein Seil. Dieser Stamm verließ einst seine Heimat und zog sich ins Innere der Erde zurück, bis die Menschheit dem Kämpfen und dem Arbeiten abgeschworen hatte, um sich nunmehr dem Spiel zu verschreiben. Vargas beschwört die Idee der kollektiven Teilhabe. Doch Berlin liegt nicht am Amazonas. Im Theatersaal der ufabrik ist man an sein Stühlchen gefesselt, zur Zuschauerhaltung verdammt. Beim nächsten Mal sollte man die "Oxtail Soup" im Cafe olé anrichten .

noch einmal am 28.6 um 21 Uhr

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