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Zwischen den SPIELEN (2): Das Vorspiel

Kurz also. Kurz wird es sein.

Kurz also. Kurz wird es sein. Wird den Männern ja nachgesagt: Sie verstünden sich nicht auf vorsichtiges, zielloses Herantasten. Andererseits: Goethe, dem es an Machismo nicht gefehlt hat, zumal im „Faust“, setzt seiner zweiteiligen Monstertragödie ein knappes „Vorspiel auf dem Theater“ voran. Es schließt mit den alles und nichts sagenden Versen „So schreitet in dem engen Bretterhaus / den ganzen Kreis der Schöpfung aus / und wandelt mit bedächt’ger Schnelle / vom Himmel durch die Welt zur Hölle!“ Vor das Vorspiel aber hat Goethe noch die „Zueignung“ gesetzt, und nach dem Vorspiel geht es auch noch nicht richtig los, weil erst noch der „Prolog im Himmel“ gehalten sein will. Kurz (oder eben doch etwas länger): Goethe war ein wahrer Meistervorspieler. Man könnte den ganzen „Faust“ so lesen, präliminarisch. Verzweiflung, Teufelspakt, Verjüngung, Walpurgisnacht – und dann die Sauerei mit Gretchen. Die ist dem Heinrich („Mir graut vor dir!“) auch nur ein Zwischenspiel auf dem Weg zu Helena, zur vollkommenen, antiken Schönheit und dem flirrenden, schwirrenden Irrsinn der griechischen Mythologie made in Weimar. Der Faust-Mann mag nicht verweilen, immer getrieben, voller Gedankenandrang. Das Leben vergeht im Flug. Live fast, love hard, die young – daran haben sich die großen Rockmusiker gehalten. Lebe schnell, liebe heftig, stirb jung. Macht Faust auch, nur dass er als uralter Mann abtritt – und seine Seele gerettet wird mit großem mystischen Schlussgong: „Alles Vergängliche / Ist nur ein Gleichnis; Das Unzulängliche, / Hier wird’s Ereignis; / Das Unbeschreibliche, / Hier ist’s getan; / Das Ewig-Weibliche / Zieht uns hinan.“ Vielleicht das nächste Mal, wenn es mal wieder viel zu schnell geht, „Faust“ rezitieren. Sind nur 12 000 Verse. Rüdiger Schaper

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