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Zwischen den SPIELEN (5): Das Beispiel

Eigentlich bin ich ja gänzlich ungeeignet, über das … Beispiel, richtig, das … Beispiel zu schreiben, denn ich schreibe immer erst mal Besipiel, Besipiel wie Besenstiel. Es gibt so Lieblingsverschreiber.

Eigentlich bin ich ja gänzlich ungeeignet, über das … Beispiel, richtig, das … Beispiel zu schreiben, denn ich schreibe immer erst mal Besipiel, Besipiel wie Besenstiel. Es gibt so Lieblingsverschreiber. Wenn ich rumfragen würde, könnte ich dafür locker drei Dutzend Besipiele … ich meine natürlich: Beispiele nennen.

Andererseits hat das Besipiel auch sein Gutes. Denn es erinnert schon akustisch kaum mehr an das Wort „Spiel“. Genauso wie das Beispiel, nicht wahr? Das Wort selber ist schon grundvernünftig. Etwa so: Mit Essen und Geld spielt man nicht und mit Beispielen ebenso wenig. Das lässt sich auch in Herkunftswörterbüchern nachlesen. Beispiel kommt von Bispel, und das meint jene belehrenden Gleichnisse, mit denen vor allem ein uraltdeutscher Dichter namens Stricker nahezu unsterblich wurde. Bispel bedeutet Bei-Erzählung oder Bei-Rede, vom Spiel also keine Rede. Es sei denn, wir nähmen jede Erzählung, Rede oder auch Glosse (kommt übrigens von griechisch: Zunge, Sprache) als Spiel. Wofür vieles spricht, zum Beispiel die Sprache.

Wer aber Beispiel sagt, meint es meist ernst. Nimm dir ein Beispiel an XYZ oder geh gleich selber mit gutem Beispiel voran. Oder man will damit konkret erklären, was man abstrakt nicht versteht. Immerhin hinkt das Beispiel nicht wie der Vergleich, zum Beispiel der von Äpfeln mit Apfelsinen. Dafür hakt es oft, weil es Sinnliches für Begriffliches setzen muss, und dann ächzt es unter all den Deutungslasten und wird schief und krumm. Wie kann es überhaupt für ein Ganzes stehen, wenn es doch nur ein Beispiel ist?

Ein Beispiel: Der Spielfilm, um jetzt mal dienstlich zu werden, ist im besten Fall ein Beispiel für die Kunst. Und die Kunst eines für die fantastische Ausdrucksfähigkeit des Menschen. Und Letztere ein Beispiel – schon sind wir bei den größeren Rätseln – für jene luftig-lustig-listige Kraft, die nebenbei auch spielend macht, dass meine Finger zwar Gedanken in Buchstaben aufzulösen und auf einer Tastatur wiederzugeben imstande sind, aber immer erst mal, genau … Besipiel tippen, wenn es … richtig, Beispiel heißen sollte.

Jetzt aber Schluss! Sonst werde ich vor lauter Grübeln noch ganz beispielsweise. Jan Schulz-Ojala

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