Sie war die "Syrische Braut", saß 2007 in der Berlinale-Jury, spielte in Spielbergs "München"-Film mit und steht demnächst für das "Bladerunner"-Sequel vor der Kamera: Die Schauspielerin Hiam Abbass ist dieses Jahr gleich zweimal auf dem Festival dabei, mit dem Panorama-Beitrag "Insyriated" über eine familiäre Schicksalsgemeinschaft mitten im Krieg und mit "Foreign Body" im Forum, einer tunesisch-französischen Migrantengeschichte. Gerade trifft die 56-Jährige aus Paris ein, dort ist die in Nazareth geborene Palästinenserin mit israelischem Pass inzwischen zu Hause. Wir sitzen in der Interviewlounge des Berlinale-Palasts, Hiam Abbass schaut einem unverwandt ins Gesicht, eine beeindruckende Frau. Zierlich, tiefe Stimme, aufmerksam, resolut - und mit feinem Sensorium für jeden Zwischenton. Sie spricht über die Stärke der Frauen in arabischen Ländern, über den Freiheitsbegriff von Georges Bernanos, der geschrieben hat, "Freiheit ist kein Privileg, sondern eine Aufgabe". Sie habe viele Identitäten, sagt sie, nach ihren Pässen befragt. Und betont, dass sie in all ihren politischen Filmen immer einen zutiefst persönlichen Zugang brauchte. Genauso antwortet sie auch auf die Frage nach einem sich abschottenden Europa: "Ich habe in einer Gegend das Licht erblickt, in der man als zweites nach eben diesem Licht Grenzen erblickte." Zu den chronischen Missverständnissen zwischen dem Westen und der arabischen Welt meint sie: "Der Westen hat seine Klischees, Islam, IS, Sie können die Liste selber ergänzen. Und die Leute in den arabischen Länder glauben, der Westen sei überlegen, das ist genauso ein Stereotyp". Sie selbst habe sich früh davon befreit und sich gesagt: "Keiner ist besser als ich, und ich bin nicht besser als die anderen". Das Toleranzedikt der Hiam Abbass. Mehr am Montag im Tagesspiegel.
("Insyriated" feiert heute um 20 Uhr im Cinemaxx 7 Premiere, "Foreign Body" läuft zum erstenmal am 15.2. um 20 Uhr im Delphi)
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