zum Hauptinhalt
Die Heidelberger Druckmaschinen AG hat heute 500 Mitarbeiter.

© Jessica Tomala

25 Jahre Deutsche Einheit: Kombination aus Ost und West

Warum die Heidelberger Druckmaschinen AG ein Werk in Brandenburg baute. Ein Rückblick.

Fast 25 Jahre lang haben sie das Unternehmen wachsen sehen, hier im Norden der Stadt Brandenburg. Gerwin Cordes ist Betriebsleiter, Guido Dräger ist Fertigungsplaner. Beide waren von Anfang an dabei, als im Ortsteil Hohenstücken das neue Werk entstand, das heute 500 Mitarbeiter hat. Im Dezember 1990 fiel die Entscheidung bei der Heidelberger Druckmaschinen AG, die Präzisionsmaschinen für die Druckindustrie herstellt, ein Werk in Brandenburg an der Havel zu eröffnen. 1991 wurde zunächst eine Produktionshalle gemietet und mit dem Bau des neuen Werks begonnen.

Cordes ist in Berlin geboren und wuchs in Kreuzberg auf, bis er mit seinen Eltern West-Berlin Ende der 1960er-Jahre in Richtung holländische Grenze verließ: Die politische Situation in der eingemauerten Halbstadt war der Familie nicht mehr geheuer. Später studierte Cordes Maschinenbau in Aachen, fing 1989 als Ingenieur bei der Druckmaschinen AG im südlich von Heidelberg gelegenen Wiesloch an und war nach der Wende an der Planung der Fabrik in Hohenstücken beteiligt. Zunächst reiste Cordes immer dienstags nach Brandenburg.

Standortvorteil: Die Metaller

„Anfangs sind wir auf dem damaligen Militärflughafen in Briest gelandet, später dann mit normalen Linienflügen in Tegel.“ Ein Hauptgrund dafür, das Werk in den neuen Bundesländern zu eröffnen, war das Facharbeiterpotenzial in der Region. „Wir hatten zum Beispiel den VEB Elektronische Bauelemente ’Carl von Ossietzky‘ und die Geräte- und Reglerwerke in Teltow, die Rathenower Optischen Werke sowie das Stahlwerk und das Getriebewerk in Brandenburg“, sagt der in Potsdam geborene Dräger. „In der Region gab es große Kombinate.“

Der entscheidende Standortvorteil seien die Metaller gewesen, erinnert sich Cordes. Nach der Wiedervereinigung wurden die rund 12000 volkseigenen Betriebe der DDR von der Treuhandanstalt privatisiert – oder abgewickelt: mehr als 3000 Betriebe mussten schließen. Dazu gehörte auch der VEB Elektronische Bauelemente in Teltow, bei dem Dräger eine Lehre zum Werkzeugmacher absolviert hatte. „Ich bin dann ein Jahr in Kurzarbeit gegangen, bis der Betrieb 1991 privatisiert wurde“, sagt er. „1300 Westmark bekam ich damals.“ So ließ sich es sich zunächst leben als Kurzarbeiter.

Arbeitsweisen heute standardisiert

„Mir fiel dann aber die Decke auf den Kopf“, sagt Dräger. Also bildete er sich in Berlin in CNC-Technik weiter, um die neuen computergesteuerten Maschinen bedienen zu können. Nach der Schulung bewarb sich der Fertigungsplaner bei der Heidelberger Druckmaschinen AG und wurde wenige Tage später eingestellt.

„Wir hatten am Standort in Wiesloch-Walldorf eine Einarbeitungszeit von drei Monaten und kamen dann nach Brandenburg“, sagt Dräger. Mit Unterstützung des Unternehmens machte der Potsdamer seinen Meister und anschließend seinen technischen Betriebswirt. „Die Ossis müssen arbeiten lernen“, sagt Dräger, „das war so ein Spruch, den man in den 90er Jahren immer wieder gehört hat.“ Er sah das natürlich anders: „Wir haben nicht weniger gearbeitet als unsere Kollegen im Westen. Wir waren eher Praktiker.“ Seine Kollegen aus Westdeutschland seien oft in Projektteams unterwegs gewesen.

Da wurden erst mal Exceltabellen zur Auswertung herangezogen“, erinnert sich Dräger. „Dabei war eigentlich nur die Technik viel ausgereifter.“ Heute seien die Arbeitsweisen in der Produktion ohnehin standardisiert. „Das waren die Jahre bis 2000, da konnte man vielleicht noch Unterschiede erkennen“, sagt Cordes, der West-Mann. „Jetzt habe ich nicht mehr das Gefühl, dass die Unterschiede etwas mit der Herkunft aus Ost oder West zu tun haben. Jeder Menschenschlag ist einfach anders. Und das ist auch gut so.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false