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© Simulation: ADAC

Verkehrsplanung: Der ADAC will Berlin untertunneln

Viele Autotrassen, Röhren unter der City und neue S-Bahnstrecken. Der ADAC hat ein Konzept zur Verkehrsentwicklung bis 2030 vorgelegt. Geld für die Pläne sei da, meint der Autoclub – und meint das ernst.

Der ADAC hat Visionen und plant das Unvorstellbare. Dabei sei man bereit, sich eine „blutige Nase“ zu holen, wie der Vereinsvorsitzende für Berlin-Brandenburg, Walter Müller, am Freitag sagte. Profitieren von den Plänen sollen alle Verkehrsteilnehmer – besonders aber die Autofahrer, die 2030 meist in neuen Tunneln unter der Stadt entlangbrausen sollen.

Beim geplanten Weiterbau der Stadtautobahn vom Dreieck Neukölln zum Treptower Park ist für den ADAC die Fortsetzung bis zur Frankfurter Allee bereits gesetzt. Von dort soll dann eine nur für Autos zugelassene vierspurige Straße den Anschluss an den Stadtring in Wedding herstellen. Zwischen der Konrad-Wolf–Straße und der Michelangelostraße will der ADAC einen etwa 1,7 Kilometer langen Tunnel bauen lassen; an der Oberfläche sollen im gesamten Straßenzug Kreuzungen untertunnelt werden, um den Verkehr nicht an Ampeln zu stoppen. Die Gesamtkosten dieses Straßenzuges veranschlagt der ADAC mit rund 1,9 Milliarden Euro.

Unter die Erde will der Automobilclub auch nach wie vor Unter den Linden. Müller erneuerte den bereits im vergangenen Jahr vom Senat abgelehnten Vorschlag, von der Straße des 17. Juni bis zur Karl-Liebknecht-Straße eine Röhre für den Durchgangsverkehr zu bauen, um an der Oberfläche, auch vor den Museumsbauten, eine Flanierfläche schaffen zu können. Der Senat solle den Vorschlag ernsthaft prüfen und nicht einfach ablehnen, forderte Müller.

Ein Tunnel für den Straßenverkehr müsste das Brandenburger Tor unterqueren, unter dem sich bereits Schächte für die U- und S-Bahn befinden, bis zu 20 Meter unter der Oberfläche. Und Unter den Linden folgt in den nächsten Jahren der Bau der U-Bahnlinie U 5. Immerhin hat der Club auch hier die Kosten schon ermittelt: für rund 500 Millionen Euro wäre seiner Ansicht nach der Ost-West-Tunnel zu bauen.

Mit geschätzten 250 Millionen Euro würde dagegen der Weiterbau der sogenannten Osttangente erheblich billiger sein, die von der Spindlersfelder Straße in Köpenick meist entlang der Bahntrasse bis zur Märkischen Allee in Marzahn führen soll. Bauen könne man die Straße nach den ADAC-Vorstellungen zum großen Teil auf brachliegenden Bahnflächen. Die neue Straße würde eine schnelle Verbindung vom Nordosten der Stadt zum neuen Flughafen in Schönefeld schaffen und umliegende Wohnstraßen, durch die sich heute die Autos quälten, entlasten, begründet Müller diesen Vorschlag. Auch Anwohner der umliegenden Straßen fordern den Bau dieser Verbindung.

Durch die Konzentration des Verkehrs auf den geschlossenen Stadtring und die Osttangente könnten Hauptstraßen so entlastet werden, dass dort oder parallel dazu für rund 25 Millionen Euro auch ein rund 100 Kilometer langes Fahrradstraßennetz gebaut werden könnte, ist der ADAC überzeugt.

Zudem setzt er sich dafür ein, das Netz der S-Bahn auszubauen. Demnach soll die Strecke von Spandau bis Falkensee verlängert und eine Verbindung von Zehlendorf nach Kleinmachnow geschaffen sowie die Strecke von Teltow nach Stahnsdorf und über die sogenannte Friedhofsbahn bis Wannsee gebaut werden. Den Wiederaufbau der Friedhofsbahn will auch die evangelische Kirche vor Gericht einklagen, weil die Strecke Anfang des vergangenen Jahrhundert von der Kirche finanziert worden war.

Das Geld, um die heutigen Visionen umzusetzen, sei vorhanden, argumentiert der ADAC. Das jährliche Steueraufkommen aus dem Autoverkehr betrage knapp 400 Millionen Euro. Nur ein Bruchteil werde derzeit für den Straßenbau ausgegeben. Dabei solle es auch bleiben, fordert Mathias Horth vom Fahrgastverband Igeb. Ausgebaut werden müsse vor allem das Straßenbahnnetz. Ein weiterer Straßenbau sei überflüssig, weil nach den Prognosen der meisten Planer der Autoverkehr abnehmen werde. ADAC-Chef Müller dagegen ist von einer weiteren Zunahme des Autoverkehrs überzeugt. „Der Fahrspaß wird bleiben.“

Der Senat äußerte sich nicht. 

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