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Arbeiter durchtrennen ein Kabel im Hauptbahnhof, um das neue Zugsicherungssystem einzubauen.

© Jörg Carstensen/dpa

Zwischen Friedrichstraße und Westkreuz: S-Bahn-Sperrung: Die Hälfte ist geschafft

Seit Mai geht fast jede Nacht ab neun nix mehr auf der S-Bahn zwischen Westkreuz und Friedrichstraße. Aber die gute Nachricht ist: Die Arbeiten sind im Zeitplan.

Nacht für Nacht, wenn Dirk Peukert und seine Männer ihre Arbeit aufnehmen, beginnt für die Fahrgäste der S-Bahn der Ärger. Auf der Stadtbahn zwischen Friedrichstraße und Westkreuz wird ein neues Signalsystem eingebaut – und deshalb nachts meist der Verkehr eingestellt. Kleiner Trost: Die Arbeiten sind im Zeitplan und sollen Ende Oktober abgeschlossen sein. Obwohl schon seit Anfang Mai gebaut wird, tappen immer noch viele Fahrgäste gegen 21 Uhr in die Sperrfalle. Sie müssen dann auf die parallel fahrenden Regionalbahnen ausweichen, die nicht an allen S-Bahn-Stationen halten können, oder auf Ersatzbusse, was die Fahrzeit zum Teil erheblich verlängert. Nicht immer ist die Alternative leicht zu finden. Ratlose Blicke und aufgeregtes Telefonieren sind dann die Folge.

Die Arbeiten dagegen gehen routiniert voran. Fünf Trupps zu je zwei Mann bauen die neue Technik ein. Sie löst das weltweit wahrscheinlich älteste Signalsystem ab, wie der Berliner Bahn-Chef Alexander Kaczmarek bei einer Baustellentour sagte. Es stammt aus den 1920er Jahren – als der elektrische Betrieb bei der S-Bahn begann.

Es stellt sicher, dass ein Zug gebremst wird, wenn der Triebfahrzeugführer an einem Rot zeigenden Signal vorbeifährt. Durch einen Hebel am Signal, die sogenannte Fahrsperre, die gegen den Zug drückt, wird das Bremsen eingeleitet. Nicht überwacht wird dabei die Geschwindigkeit. Weil Züge bisher mehrfach zu schnell waren und der Bremsweg dann nicht mehr ausreichte, kam es zu Auffahrunfällen. Beim neuen ZBS-System (Zugbeeinflussungssystem S-Bahn) ersetzt die Elektronik die bisherige Mechanik. Und sie überwacht auch das Tempo – wie es übrigens bei der U-Bahn schon seit Jahren üblich ist.

Die Bauleute sind nicht begeistert von der Nachtarbeit

Die S-Bahn durfte bisher nur mit einer Ausnahmegenehmigung des Bundesverkehrsministeriums die alte Technik weiter nutzen. Bis 2025 soll das gesamte Netz umgestellt sein. Rund 133 Millionen Euro wird die Bahn investieren. Sogenannte Balisen, verborgen in gelben Kästen, die im Gleis liegen, ersetzen die Fahrsperren. Die Balisen ermöglichen einen Datenaustausch zwischen Stellwerk, Signal und Zug. Insgesamt müssen zwischen Friedrichstraße und Westkreuz 379 Balisen installiert werden. Die nächtlichen Arbeiten hätten sich bewährt und seien fahrgastfreundlicher als eine wochenlange Komplettsperrung, wie sie ursprünglich geplant war, sagte Kaczmarek. Nicht ganz so begeistert sind die Bauleute. Jede Nacht müssen sie ihre Baustellen einrichten und wieder abbauen.

Nachdem der letzte Zug gegen 21 Uhr gefahren ist, dauert es fast eine halbe Stunde, ehe die Arbeiter anfangen können. Erst muss sichergestellt sein, dass kein Zug mehr auf der Strecke ist – und dass der Strom abgeschaltet ist. Dann aber wird die Nacht hindurch geackert – manchmal auch ziemlich laut.

Im Winter ist die Strecke zum Ostkreuz dran

Im November beginnt das Prozedere auf dem Abschnitt Friedrichstraße–Ostkreuz. Dort sind „nur“ 70 nächtliche Sperrpausen geplant; auf dem Westabschnitt sind es 82. Die Hälfte ist geschafft. Hinzu kommen mehrere Komplettunterbrechungen an Wochenenden. Hier zeigt sich die Bahn flexibel: Weil Hertha am 18. September im Olympiastadion gegen Schalke spielt, verkürzt die Bahn an diesem Sonntag die vorgesehenen Sperrzeiten. Jetzt muss Hertha nur noch gewinnen.

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