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Eliud Kipchoge pulverisierte den alten Weltrekord.

© John MACDOUGALL / AFP

Update

Berlin-Marathon: Eliud Kipchoge siegt mit neuem Marathon-Weltrekord

Vorjahressieger Eliud Kipchoge aus Kenia läuft beim Berlin-Marathon in einer eigenen Liga. Er verbessert die alte Bestmarke um mehr als eine Minute auf 2:01:39.

Von Johannes Nedo

Auch im Ziel stoppte er nicht. Eliud Kipchoge lief einfach weiter. Er griff sich an den Kopf, klatschte in die Hände, reckte immer wieder jubelnd seine Faust empor – und drehte im Zielbereich hinter dem Brandenburger Tor eine Ehrenrunde nach der anderen.

Kipchoge legte am Sonntag einen einzigen Triumphlauf durch Berlin hin. Der Kenianer verwandelte die 45. Auflage des Berlin-Marathons zu einer absoluten Demonstration seiner Stärke. In einem rauschhaften Tempo lief er die 42,195 Kilometer und stellte bei seinem dritten Sieg in Berlin einen neuen Weltrekord auf – er pulverisierte ihn auf 2:01:39 Stunden.

Damit unterbot der Olympiasieger von 2016 in Rio den bisherigen Weltrekord seines Landsmanns Dennis Kimetto (2:02:57), aufgestellt vor vier Jahren in Berlin, um eine Minute und 18 Sekunden. Solch eine große Verbesserung des Weltrekords gab es in den vergangenen 50 Jahren nicht. Er ist nun der erste Mensch, der einen Marathon unter 2:02 Stunden gelaufen ist. Kipchoge untermauerte mit dieser Fabelzeit endgültig seinen Status als bester Marathon-Läufer überhaupt. Schließlich ist der 33-Jährige nicht nur Olympiasieger, sondern hat auch dreimal in London gewonnen, einmal in Chicago und nun dreimal in Berlin. Am Sonntag siegte er vor seinen Landsmännern Amos Kipruto (2:06:23) und dem drittplatzierten Wilson Kipsang (2:06:48).

Beim dritten Sieg in Berlin bricht Kipchoge den Weltrekord

„Immer wieder wurde ich darauf angesprochen, dass ich den Weltrekord bisher nicht geschafft habe“, sagte Kipchoge. „Aber aller guten Dinge sind drei. Bei meinem dritten Versuch in Berlin hat es nun endlich geklappt. Ich wusste während des Rennens, dass der Weltrekord mir nicht mehr entkommt.“

Zweimal hatte es Kipchoge in Berlin zuvor schon versucht, den Weltrekord zu knacken. Beide Male gewann er, doch beide Mal hielten ihn äußere Umstände davon ab, den Rekord zu unterbieten. 2015 hatten sich die Innensohlen aus seinem Schuh gelöst, hingen halb heraus und behinderten ihn. 2017 regnete es so sehr, dass er auf den nassen Straßen mit 2:03:32 Stunden ins Ziel kam – bei diesen widrigen Bedingungen zwar immer noch eine grandiose Zeit, aber eben nicht das, was er sich vorgenommen hatte.

Umso fokussierter ging Kipchoge am Sonntag das Rennen an. Vom Start an führte er und lief mit seinen drei Tempomachern in atemraubenden Tempo. Und das war genauso geplant. Sein Vorsprung auf seinen zunächst größten Gegner Kipsang betrug schon nach 15 Kilometern 22 Sekunden. Allerdings hatte Kipchoge da nur noch einen Tempomacher. Das störte ihn aber nicht.

Ab Kilometer 25 war er schließlich allein unterwegs – und wurde immer schneller. An Position zwei war zu diesem Zeitpunkt schon Kipruto vor Kipsang. Doch Kipchoge war so schnell unterwegs, dass er nicht mehr gegen seine Konkurrenten lief, sondern allein gegen die Weltrekordzeit. Und nichts konnte ihn aufhalten.

Nun darf er sich also auch offiziell Weltrekordhalter nennen. Wobei Kipchoge bereits vor seinem Fabel-Rennen gesagt hatte: „Ich bin ja schon die schnellste Zeit der Welt gelaufen.“ Bei einem Projekt seines Sponsors hatte er im vergangenen Jahr auf der Autorennstrecke im italienischen Monza versucht, die scheinbar unerreichbare Marathon-Schallmauer zu durchbrechen und unter zwei Stunden zu laufen. Er kam mit der zuvor unvorstellbaren Zeit von 2:00:25 Stunden ins Ziel. Allerdings wurde diese nicht als offizieller Weltrekord vom Leichtathletik-Weltverband IAAF anerkannt, weil er mit wechselnden, rotierenden Tempomachern gelaufen war.

Was hebt Kipchoge also ab von den anderen Marathon-Läufern? Für seinen kenianischen Trainer Patrick Sang ist klar: „Eliuds mentale Stärke ist herausragend. Das kann man nicht lernen.“ Und Kipchoge betont: „Der Geist treibt den Körper an. Mentale Stärke ist der Schlüssel.“

Der dreifache Vater lebt im Westen Kenias und trainiert die meiste Zeit in einem spartanischen Camp. Dort kann er sich am besten auf das Laufen fokussieren. Und mehr brauche er auch nicht, sagt er: „Ich liebe einfach alles am Laufen, auch den Schmerz dabei.“

Mit dem Weltrekord von Berlin will sich Kipchoge nun nicht zufriedengeben. „Das nächste Ziel, die nächste Herausforderung wird ganz natürlich kommen“, sagt Kipchoge. „Marathon ist wie das Leben. Im Leben und im Marathon muss man Herausforderungen meistern.“ Olympia 2020 in Tokio ist eine. Doch so wie Kipchoge klang, als er darüber sprach, ist klar: Er will weitere Schallmauern durchbrechen.

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