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Memhardknoten: Großbaustelle am Alexanderplatz verschwindet

Nach drei Jahren Bauzeit ist der Bau der Tiefgarage am Alexanderplatz fast abgeschlossen. Doch bevor für die Autofahrer wieder Normalität einkehrt, gibt es am Wochenende noch einmal Behinderungen.

Es wird noch einmal schlimmer, bevor es besser wird am sogenannten Memhardknoten in Mitte. Seit Jahren reiht sich in dem Bereich zwischen Otto-Braun- und Karl-Liebknecht-Straße am Alexanderplatz eine Baustelle an die nächste, löst ein Provisorium das andere ab. An diesem Wochenende sollen die Ersatzspuren nun endlich stillgelegt und der Verkehr am Nordrand des Alexanderplatzes freigegeben werden. Nach drei Jahren Bauzeit könnte dann wieder Normalität einkehren. Zuvor bedeutet die Umstellung für die Autofahrer aber wieder Stau.

Während die Baumaschinen noch mit vollem Einsatz arbeiten, schleicht der Verkehr in Richtung Karl-Marx-Allee einspurig vorbei. Dabei ist die neue Trasse eigentlich schon fertig, wie ein Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mitteilte. Doch um die benutzen zu können, müssen die provisorischen Ampeln umgestellt und neue Fahrbahnmarkierungen angebracht werden. Dabei werde es heute und am Samstag zu Verkehrsbehinderungen kommen. Autofahrer werden gebeten, den Bereich zu umfahren. Eigentlich sollte die Umstellung am vergangenen Wochenende erfolgen. Doch bei Nässe halten die Markierungen nicht. Der Termin wurde verschoben.

Pendler in diesem Bereich sind Verzögerungen schon gewohnt. Denn der Hauptgrund für die Behinderungen ist der langwierige Bau einer dreigeschossigen Tiefgarage. Am 26. November soll sie eröffnet werden, fast ein Jahr später als geplant. Archäologische Funde hätten den Bau immer wieder verzögert, wie die zuständige Betreiberfirma Q-Park mitteilen lässt. Gleichzeitig seien etwa 35 Wissenschaftler damit beschäftigt gewesen, die Funde zu sichern. Kurz nach Baubeginn im Juni 2006 wurden vergessene Friedhöfe entdeckt. Und auch in den Jahren 2008 und 2009 mussten die Bauarbeiten immer wieder unterbrochen werden. Insgesamt 700 Grabstellen aus den Jahren 1708 bis 1802 wurden entdeckt. Das Münchner Bauunternehmen Wöhr und Bauer begründete die Verzögerungen außerdem mit dem „schwierigen Baugrund in Berlin“. Schon der Aushub der Baugrube habe unerwartet lange gedauert.

Für den Verkehrsfluss ist das problematisch. Denn mit den Bauarbeiten für die Trasse in Richtung Memhardstraße kann erst begonnen werden, wenn die Tiefgarage fertiggestellt ist. Bis Juli 2011, schätzt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, bleibt die Straße deshalb eine Baustelle.

Dabei ist der Sinn der Tiefgarage umstritten. Kritiker monierten, der zusätzliche Parkraum biete einen weiteren Anreiz, mit dem Auto in die City zu fahren, und erhöhe so das Verkehrsaufkommen. Der Leiter der Abteilung Verkehr des ADAC Berlin-Brandenburg, Jörg Becker, hält die Tiefgarage indes für „absolut sinnvoll“. Man erhoffe sich eine starke Entlastung. Weil die oberirdische Parkplatzsuche wegfalle, werde auch der Verkehr flüssiger. Über 650 Stellplätze wird die Tiefgarage auf einer Länge von 228 Metern und einer Breite von etwa 45 Metern Platz bieten. Die Kosten von rund 32 Millionen Euro trägt der private Investor.

Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) ist zwar vom Nutzen des Projektes überzeugt, will aber keine weiteren Tiefgaragen im Bereich Alexanderplatz: „Der Alex ist sehr gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden.“ Man solle keinen zusätzlichen Verkehr durch noch mehr Parkplätze provozieren. Zudem seien mit der Tiefgarage die Voraussetzungen für die weitere Ausgestaltung des Gebietes geschaffen worden. Hochhäuser, die dort entstehen sollen, können auch nachträglich noch angeschlossen werden. Oberhalb soll laut Gothe ein „Prachtboulevard“ mit breiten Gehwegen und Bäumen entstehen. Es entstehe ein „schönes Stück öffentlicher Raum“.

Ob nach diesem Wochenende auch das Verkehrschaos endlich ein Ende findet, entscheidet übrigens das Wetter. Bei Regen muss die Verkehrsumstellung wieder verschoben werden.

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