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Innere Werte: Besuch im sanierten Fernsehturm

Der Fernsehturm sieht ja ganz schick aus – zumindest von außen. Nun wurde das Interieur endlich modernisiert. Als Nächstes auf der Liste: die Uniformen.

Eigentlich ist die Aussicht vom Fernsehturm an diesem Dienstagmorgen ziemlich mies. Dichter Nebel liegt über der Stadt, doch in 203 Metern Höhe steht Christina Aue, die Geschäftsführerin des Wahrzeichens, auf der Besucherplattform, breitet die Arme aus und sagt: „Ich bin sehr zufrieden.“ Heute ist er zweitrangig, der Blick aus dem Fenster – es geht um die inneren Werte.

Fünf Monate dauerten die Bauarbeiten an Deutschlands höchstem Gebäude. Tag und Nacht haben Arbeiter abgerissen, geschraubt, gestrichen, Wände verkleidet und Teppich verlegt. Das Ergebnis kostete 1,5 Millionen Euro und ist eine Mischung aus modernem Design und Retro-Schick. „Der Turm war früher sehr warm gestaltet, dahin wollen wir zurück“, sagt Aue.

Früher, das war am 3. Oktober 1969, als der Fernsehturm eröffnet wurde. Damals dominierten Holz und Brauntöne das Innenleben. Vor 15 Jahren dann erhielt der Turm schon einmal eine Verjüngungskur. Doch graue Wände und sterile Steinfliesen lösen heute keine Begeisterung mehr aus. „Die Stadt da unten wird immer moderner und schicker“, sagt Aue und deutet auf die Fenster, „da kann es doch nicht sein, dass sich das Wahrzeichen seit den Neunzigern nicht verändert.“

Nun hat sich viel getan – angefangen im Foyer. Wohlfühlen soll er sich, der Besucher. Er soll bequemer warten und weniger schwitzen: Eine große Drehtür ersetzt die beiden Schwingtüren am Eingang, rote Ledersofas, Teppichboden und Holzpaneele an den Wänden sorgen für Gemütlichkeit, eine Klimaanlage vor den Fahrstühlen garantiert frische Luft. An einer Bar können sich die Besucher bewirten lassen.

Mit mehr als sechs Metern pro Sekunde geht es hoch in die Kugel des Turms, wo sich die Aussichtsplattform und das Restaurant befinden. Mehr als hundertmal fahre er diese Strecke in einer Schicht, erzählt der Mitarbeiter im Aufzug. Bis zu 5000 Gäste am Tag kommen in der Hochsaison.

Die Braun- und Beigetöne auf der Besucherplattform sind eine Hommage an das ursprüngliche Design des Turms. Nur auf die Holzelemente von damals musste bei der Umgestaltung verzichtet werden – die Gefahr bei einem Brand wäre zu hoch. Die Wände sind stattdessen mit einer goldfarbenen Folie beklebt.

Obwohl jede Etage ein eigenes Farbkonzept hat, findet man auf allen Ebenen das Motiv des Kreises: runde Sessel, Kreise auf den Teppichen, Kugeln als Lampen, Bullaugen als Infokästen. Ein Andenken an die Siebziger und zugleich Symbol für das Herzstück des Turms.

Alle Arbeiten fanden bei laufendem Betrieb statt, nur das Restaurant musste für drei Wochen geschlossen werden. „Wir kriegen immer wieder Feedback von den Gästen, es sei viel schöner und heller geworden“, sagt Aue bei dem Rundgang durchs Restaurant. Prompt gibt es die erste Beschwerde. „Hier oben fehlt die Garderobe – ganz schwach“, nörgelt ein Besucher. „Die ist jetzt unten“, sagt Aue und lächelt. „Man kann ja nicht erwarten, dass das schon jeder mitbekommen hat.“

Ein paar letzte Baustellen müssen bis Ostern noch beseitigt werden: Auf den Toiletten fehlen Fliesen und Unterschränke, offene Deckenplatten geben den Blick auf Kabel frei, für den Sternenhimmel beim Essen – 4800 Mini-Deckenleuchten – werden die letzten Löcher gebohrt. Wenn alles fertig ist, bekommt auch ein Piano endlich seinen Platz.

Ein Ende der Neuerungen ist dennoch nicht in Sicht: Nachdem der Turm seinen Look verändert hat, sind die Mitarbeiter an der Reihe. Ihre Arbeitskleidung soll sich den neuen Farben anpassen. Auch ein neuer Internetauftritt und neue Broschüren sind in Planung. Schließlich gestaltet die Stadt ab Juni den Platz vor dem Fernsehturm um. Neue Pflanzen und Bänke sollen her und ein neuer Bodenbelag – „hoffentlich kaugummifeindlich“, sagt Aue.

Als sie mit ihrem Rundgang fertig ist, lässt sich auch die Sonne blicken.

Täglich von 9 bis 24 Uhr, Eintritt 11 Euro (ab 1. April 12 Euro), Kinder bis 16 Jahre 7 Euro (7,50 Euro). www.tv-turm.de

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