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Sprengmeister Dietmar Püpke und sein Team verladen die Bombe nach der Entschärfung.

© Britta Pedersen/dpa

Weltkriegsbombe in Berlin: Entschärfer: "Das ging wie ein Messer durch Butter"

Sechs Spezialisten haben am Freitag den Blindgänger am Berliner Hauptbahnhof entschärft. Sie nennen sich "Feuerwerker". Lebensgefahr gehört zu ihrem beruflichen Alltag.

Mehr als vier Stunden lang war ein Teil der Berliner Innenstadt Sperrgebiet – Hauptbahnhof, Wirtschaftsministerium, Hotels, Geschäfte, Wohnhäuser waren abgeriegelt worden. Und plötzlich schallte ein dumpfer Knall durch die Innenstadt. Es war genau 13.19 Uhr, eine Minute später schrieb die Polizei via Twitter: „Der Zünder wurde soeben abseits der Weltkriegsbombe kontrolliert gesprengt.“

„Es war ein großer Erfolg“, sagte Susanne Bauer, Leiterin des kriminaltechnischen Einsatzdienstes beim Landeskriminalamt (LKA). „Das ist eine körperlich sehr anstrengende Arbeit für die Männer, die die Bombe entschärft haben. Die haben das fantastisch gemacht.“

"Ich hatte leider den Hut auf"

Polizeioberkommissar Engin Laumer war am Ende derjenige, der den Zünder sprengte. Jede Woche hat ein anderer der Entschärfer Dienst und muss dann eine Woche lang rund um die Uhr abrufbar sein. „Ich war der erste am Fundort und hatte deshalb leider den Hut auf“, sagt Laumer. 60 Meter waren er und sein Team vom LKA von der Bombe selbst entfernt, der Zünder wurde mit der Wasserschneidtechnik entschärft: Eine Mischung aus Sand- und Wasserstrahl trennt den Zünder von der Bombe.

Der Sicherheitsabstand hätte im Zweifelsfall trotzdem wenig geholfen: „Wäre es zu einer Detonation gekommen, wären wir nicht mehr da“, sagt Laumer. Die Freude, dass der Worst Case nicht eingetreten ist, sieht man allen sechs Spezialisten, den sogenannten Feuerwerkern, an. „Das ging wie ein Messer durch Butter“, sagt Laumer, „Nur, dass wir mit anderen Materialien arbeiten.“ Dann lacht er.

"Ein Restrisiko ist immer da"

Heiko Gust ist einer der sechs Spezialisten, seit 21 Jahren entschärft er Bomben. Ob er etwas lebensmüde sei? „Ein Restrisiko ist immer da, aber die Technik hat sich heute so enorm weiterentwickelt, dass es nur noch selten zur Detonation kommt.“ Es klingt abgeklärt. Das Schlimmste seien für ihn Langzeitzünder, die mit Säure funktionieren und durch Bewegung wieder zum Leben erweckt werden, wenn etwa ein Bagger die Bombe versehentlich bewegt. „Da kann man dann auch keine zwei Tage warten.“

Das sind die sechs "Feuerwerker" kurz vor der Entschärfung der Bombe am Hauptbahnhof
Das sind die sechs "Feuerwerker" kurz vor der Entschärfung der Bombe am Hauptbahnhof

© Polizei Berlin/dpa

Um Entschärfer zu werden, müsse man vor allem sehr technikinteressiert sein, sagt Gust, und sich unbedingt weiterbilden wollen. Außerdem darf man keinerlei Vorstrafen haben, aber das sei ja klar. Und: „Man muss eine innerliche Ruhe mitbringen. Nervöse sind in diesem Job nicht willkommen.“ Die Entschärfer brachten die Bombe am Freitagnachmittag noch ins Zwischenlager, den Sprengplatz im Grunewald, danach hatten alle sechs endlich frei.

„Eine gewisse Anspannung ist vorher natürlich immer da“, sagt Gust, „Umso mehr freut es uns, dass alles so schnell und glatt verlief.“ Ob er sich nun in die Sonne setzt und ein Bier trinkt? „Ich werde einfach meinen Abend genießen.“ Dabei grinst er – und strahlt ziemlich viel Ruhe aus.

Evakuierungen, Zugausfälle, Sprengung: Hier können Sie die Ereignisse rund um den Hauptbahnhof chronologisch nachlesen.

Max Polonyi, Julia Kopatzki

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