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Im Jahr 2018 wurden in Brandenburg knapp 300 Tonnen Kampfmittel gefunden.

© Ralf Hirschberger/dpa

Jahresbilanz: Brandenburg: 2018 knapp 300 Tonnen Kampfmittel gefunden

"Bombenfunde werden uns auch in Zukunft nicht erspart bleiben", sagte Innenminister Schröter. 12,4 Millionen Euro hat das Land für Kriegsaltlasten ausgegeben.

Die Spuren des Zweiten Weltkriegs sind in Brandenburg noch immer zu finden – im Jahr 2018 waren es knapp 300 Tonnen Kampfmittel. Das teilte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) am Mittwoch mit. „Bombenfunde werden uns auch in Zukunft nicht erspart bleiben, darauf müssen wir uns einstellen. Der Krieg hat einen langen Atem. Er kann auch über 70 Jahre nach seinem Ende noch immer töten“, sagte Schröter. 12,4 Millionen Euro hat das Land bis Ende November für Kriegsaltlasten ausgegeben.

Womit es die Spezialisten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KM BD) der Brandenburger Polizei zu tun hatten, zeigt ein Blick in die Statistik. Gefunden wurden 2018 in Brandenburg 150 Minen, 31.000 Granaten, 400 Brandbomben, 240 Sprengbomben mit einem Gewicht von mehr als fünf Kilogramm, 1100 Panzerabwehrraketen und Raketen, 1300 Waffen und fast eine Million Patronen für Handwaffen. Rund 376 Tonnen Kampfmittel sind 2018 bislang fachgerecht vernichtet worden.

Brandenburg ist noch immer das Bundesland mit dem höchsten Anteil an munitionsbelasteten Gebieten. Das sind nicht nur einst vom Militär genutzte Flächen. Unter Kampfmittelverdacht stehen auch 350.000 Hektar zivil genutzter Flächen. Das sind knapp eine halbe Million Fußballfelder.

Und die Arbeit braucht viel Zeit: 2018 konnten für 900 Hektar Land – oder 1200 Fußballfelder – der Kampfmittelverdacht aufgehoben werden. Sollte die Arbeit in diesem Tempo fortschreiten, braucht es noch fast 400 Jahre. Regionale Schwerpunkte der Verdachtsflächen sind dabei weiterhin Oranienburg (Oberhavel), Potsdam, die Oder-Neiße-Linie und die Gegenden südlich von Berlin.

Vier Weltkriegsbomben in Potsdam

Allein in Potsdam sind im zu Ende gehenden Jahr vier Weltkriegsbomben entschärft worden, jedes Mal mussten Teile der Stadt evakuiert werden, Tausende Potsdamer ihre Wohnungen verlassen. So ist im Juli 2018 bei einer geplanten Absuche im Nuthepark gegenüber dem Potsdamer Hauptbahnhof eine 250 Kilogramm schwere britische Bombe entschärft worden.

An einem ehemaligen Straßenbahndepot wurde im August 2018 eine 250 Kilogramm schwere britische Bombe gesprengt, im September konnten eine britische Bombe und im Oktober eine amerikanische Bombe entschärft werden. Eine weitere Bombe wurde in der Döberitzer Heide gefunden und gesprengt. Rund um die Autobahnbrücke der A10 sind am Sacrow-Paretzer-Kanal bei einer geplanten Absuche elf 50-Kilogramm-Brandbomben und zwei 250-Kilogramm-Brandbomben geborgen worden. Seit 1991 sind allein in Potsdam mehr als 190 Großbomben entschärft oder gesprengt worden.

Ruhiges Jahr in Oranienburg

In Oranienburg – für zahlreiche Bombenfunde fast schon berüchtigt – verlief dieses Jahr entgegen aller Erfahrung ruhig. Sprengungen und Evakuierungen waren nicht nötig. Dennoch suchen die Spezialisten mit Nachdruck in der Stadt weiter nach Bomben. „Bundesweit ist keine Region bekannt, in der so konzentriert amerikanische Bomben mit chemisch wirkenden Langzeitzündern abgeworfen worden sind“, teilte das Innenministerium mit.

Die größte Gefahr ist, dass die Bomben einfach explodieren, ohne das jemand sich daran zu schaffen gemacht hat. Die Bomben lägen häufig mehrere Meter tief im Grundwasser, auch unter Gebäuden und zwischen alten Gebäudeteilen, erklärte das Innenministerium. Daher sind Suche und Bergung nicht nur kompliziert, sondern auch teuer. Seit 1991 sind in Oranienburg mehr als 200 Großbomben erfolgreich entschärft oder gesprengt worden.

Eine besondere Herausforderung waren die zahlreichen großen Waldbrände in diesem Jahr. Besonders die großen Feuer bei Treuenbrietzen und Lieberose hätten die Kampfmittelräumdienst an seine Grenze gebracht, erklärte das Innenministerium. Denn es brannte ausgerechnet in den Wäldern, in denen noch viel Weltkriegsmunition herumliegt. Das hatte die Löscharbeiten der Feuerwehr erschwert. Als Brandursache konnten laut Innenministerium verrostete Handwaffenmunition oder andere Kampfmittel mit Phosphorfüllung nicht ausgeschlossen werden.

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