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Neue BMX-Supercross-Strecke im Mellowpark: Höher, schneller, weiter

BMX-Stars eröffnen heute die neue Supercross-Strecke im Mellowpark. Der actionreiche Parcours in Oberschöneweide ist der erste in Deutschland. Dort will nun auch die Nationalmannschaft trainieren.

Für Angst ist hier kein Platz. Auf der zehn Meter hohen Startrampe beschleunigen die Männer ihre kleinen BMX-Fahrräder auf 60 Stundenkilometer, springen über ein zehn Meter langes Loch und werfen sich schon nach wenigen Metern über die nächste der zahlreichen Rampen. Die erste Supercross-Strecke Deutschlands ist die neue Attraktion im Mellowpark in Oberschöneweide – und eine der extremsten Strecken überhaupt. An diesem Freitag eröffnen einige der besten BMX-Fahrer der Welt den 450 Meter langen Raceparcours am Spreeufer.

Insgesamt 64 Fahrer treten an, darunter Szene-Stars wie der US-Amerikaner Mike Day, der Olympia-Zweitplatzierte Sam Wilkloughby und der Schwabe Luis Brethauer, der in London bis ins Viertelfinale kam. In jedem Lauf rasen acht Fahrer über die zehn Meter breite Strecke. „Ziemlich heftig, wenn man am Start steht und mit sieben anderen da runterfahren und über’s Loch springen muss“, sagt Sportsoldat Brethauer. Die Strecke sei etwas komplett Neues. „Größer als alle anderen. Aber man macht es ja wegen des Rauschs.“ Ungefährlich ist BMX nicht. Ob Schlüsselbein oder Finger, der Berliner Profi Tobias Wicke hat sich schon einiges gebrochen. „Die Verletzung ist nicht das Schlimmste“, sagt er. „Schlimm ist, dass man pausieren muss.“ Trotz bester Gesundheit sitzt er am Freitag lieber in der Jury, die den abschließenden Sprung bewertet. „Der gesunde Menschenverstand sagt: Lass das die Race-Profis machen“, sagt Wicke, der sonst in der Disziplin Freestyle antritt.

Supercross ist das olympische BMX-Format, in London war die Sportart zum zweiten Mal dabei. In Oberschöneweide baute sechs Wochen lang die Mellowpark-Crew mit dem Team um Tom Ritzenthaler aus den USA, das schon den Olympiaparcours in London entworfen hatte. 8500 Kubikmeter Erde von Berliner Baustellen formten Bagger zu Hindernissen auf der Brache, wo einst ein Fußballplatz war. Abschließend kam eine Schicht Spezialkies darüber. Die drei Steilkurven bestehen aus 100 Tonnen Asphalt. Bezahlt hat die Strecke Energydrinkhersteller Red Bull. Die Kosten verrät er nicht, die Londoner Strecke hat 500 000 Euro gekostet. Nach dem Rennen am Freitag wird die Strecke einfacher gestaltet, damit auch Amateure darauf fahren können.

Im Mellowpark, dem europaweit bekannten Skate- und BMX-Park, sind sie stolz. „Das ist die Weiterentwicklung unseres Projekts und eine neue Chance, Profi- und Amateursport zu verbinden“, sagt Projektleiter Jens Werner. Auf der Strecke könnten sogar Olympiarennen ausgetragen werden, sollte Berlin einmal die Spiele bekommen. Werner ist von Anfang an mit dabei. Als Jugendlicher organisierte er mit Freunden Konzerte und Fußballturniere, 1994 gründeten sie den heutigen Trägerverein All Eins und 2001 in der Friedrichshagener Straße den Mellowpark. Anfangs nur mit ein paar Rampen und Lehmhügeln, später kamen Bolzplatz, Beachvolleyballfelder, Skatepark und Dirtbahnen hinzu. Ende 2008 kam die Kündigung, doch der Park rettete sich über den folgenden Sommer. Die Jugendlichen wollten einen neuen Ort, demonstrierten, es gründete sich eine Bürgerinitiative. Seit zwei Jahren befindet sich der Park auf dem 60 000 Quadratmeter großen Gelände gegenüber dem Union-Stadion. Dabei hatte der Liegenschaftsfonds das Grundstück eigentlich schon verkauft, Wohnungen sollten entstehen. Doch der Verkauf wurde im letzten Moment gestoppt. Auch Union Berlin hätte das Gelände gerne gehabt und dort Nachwuchszentrum und Trainingsplätze gebaut. Im Mellowpark geschehe klassische Jugendarbeit, sagt Werner. „Wir bauen und pflegen sonst alles selbst, das gehört zum Konzept.“ An schönen Tagen treffen sich 400 Kinder und Jugendliche, skaten, spielen Basketball, besuchen Workshops etwa zum Thema Stadtentwicklung.

BMX-Bundestrainer Florian Ludewig kündigte an, regelmäßig mit dem Nationalteam in Oberschöneweide zu trainieren. Damit die Extremsportler, die bisher am Olympiastützpunkt in Cottbus trainieren, bei den nächsten Olympischen Spielen in Rio de Janeiro besser abschneiden. „Bisher fehlten solche Trainingsmöglichkeiten“, sagt Ludewig. Der Track sei sportlich anspruchsvoller als die Strecken der beiden vergangenen Olympischen Spiele. Die Sportler hoffen auf einen Boom für den BMX-Sport. „Um in Deutschland und Berlin eine richtige Szene aufzubauen“, wünscht sich der Bundestrainer. Da gibt es Nachholbedarf: Hierzulande gibt es 500 lizensierte BMX-Fahrer, in Frankreich 20 000. Christoph Spangenberg

Red Bull R.Evolution BMX-Rennen, Freitag, 19 Uhr, Mellowpark, An der Wuhlheide 256 in Oberschöneweide. 5 Euro, Infos auf www.redbull.de/revolution, www.mellowpark.de. Öffnungszeiten: 14–22 Uhr (Sa/So ab 12 Uhr), Eintritt frei. BMX-Rad-Verleih: 4 Euro/Stunde.

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