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Bosporus am Tiergarten: Türkische Botschaft eröffnet 2012

Der Grundstein für die neue türkische Botschaft ist gelegt. Nächstes Jahr öffnet der 30-Millionen-Bau. Er ist einer der letzten ganz großen Botschaftsneubauten in Berlin.

Durch ein 16 Meter hohes kupfernes Tor führt der Weg in das Foyer. Gläserne Wände fassen es ein. Die Scheiben sind dünn bedruckt mit Mustern, die an orientalische Girih-Ornamente erinnern. Von dort ist der zweigeschossige Festsaal nicht weit. Am 29. Oktober kommenden Jahres werden hier 1400 Besucher erwartet. Denn am Nationalfeiertag der türkischen Republik soll eine der letzten ganz großen Botschaftsneubauten in Berlin eröffnet werden. Der Grundstein für das über 30 Millionen Euro große Bauvorhaben wurde in dieser Woche gelegt.

Mehr als 20 Jahre werden dann vergangen sein seit dem Beschluss der türkischen Regierung, mit der Botschaft auf das historische Grundstück des früheren osmanischen Reiches im Diplomatenviertel des Tiergartens zurückzukehren. Noch arbeiten die rund 100 Mitarbeiter der Botschaft in der Rungestraße in Mitte. Der türkische Gesandte Iskender Okyay sagt: „Bisher laufen die Bauarbeiten nach Plan.“ Und er freut sich auf den Umzug in diese „einmalige Lage“ zwischen der Südafrikanischen und der Italienischen Botschaft. Und er freut sich auch auf das neue Gebäude, den ein deutsches Architektenteam planen durfte.

Ausgewählt wurde es unter 145 Teilnehmern im Rahmen eines zweistufigen, internationalen Architektenwettbewerbs. Volkmar Nickol, einer der drei Gesellschafter von nsh-Architekten, nennt es eine „große Ehre“ als Deutscher ein Gebäude gestalten zu dürfen, mit dem sich möglichst viele Türken und türkischstämmige Deutsche identifizieren sollen. Das soll eine Architektur ermöglichen, die das kulturelle Spannungsfeld des Landes aufgreift, das zwischen europäischer Moderne, türkischer und auch osmanischer Tradition oszilliert.

Die beiden kulturellen Wurzeln spiegeln die Architekten durch zwei Gebäudeteile, die ein langes Foyer miteinander verbindet und zugleich voneinander trennt. „Bosporus“ wird das Foyer nach der Meerenge benannt, die ja auch Europa mit Asien verbindet. Und das Foyer soll eine ähnlich mäandernde Bewegung bekommen, die bis zur Rückseite des Ensembles verläuft. Dort erreichen die Besucher den Garten und können einen Blick auf das Wäldchen des benachbarten Bundesverteidigungsministeriums werfen.

Die Außenhaut des Gebäudes ist ein Ausdruck des modernen Berlins, in dem auch die hunderttausenden türkischstämmigen Bewohner der Hauptstadt verwurzelt sind: Eine Lochfassade entsteht an der Tiergartenstraße, sie ist ordentlich gerastert, so wie es die Berliner Nachwende-Architektur eben verlangt. Doch auch hier fehlt das Zeichen der kulturellen Identität nicht, das Girih-Ornament verläuft am Sockel und an den Obergeschossen des Neubaus. Hier ist es aus Kalkstein gefräst und erinnert an die Heimat, das Tor zum Orient. Kurzum, das Gebäude „reflektiert die moderne Türkei, passt zu Berlin, aber hat eben auch anatolische Elemente“, sagt der Gesandte Iskender Okyay.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan stimmte dem Entwurf zu – am Rande eines Besuchs der Hauptstadt während der Fußball-Weltmeisterschaft. Auch Außenminister Ahmet Davutoglu stellten die Planer ihre Entwürfe vor. Schließlich ist der Botschaftsneubau das weltweit größte ausländische Bauprojekt der türkischen Republik. Deutschland und die Türkei sind wichtige Partner, verbunden nicht nur durch die Nato, sondern auch durch rund 2,5 Millionen Türken oder türkischstämmige Deutsche, die in der Bundesrepublik leben. In Berlin haben über 100 000 Bürger einen türkischen Pass. Hinzu kommen zahlreiche Kinder von Migranten mit deutschem Pass, so dass die Gesamtzahl der Berliner mit türkischen Wurzeln von der Botschaft mit 200 000 beziffert wird.

Als ein „Signal“ an die große türkischstämmige Gemeinde im Lande wertet der türkische Gesandte das neue Berliner Botschaftsgebäude: Für die „in den vergangenen fast 50 Jahren insgesamt gelungene wirtschaftliche und soziale Integration“ wie er sagt. Darauf könne man stolz zurückblicken. Und „diejenigen, die noch etwas Zeit brauchen“, sollten nicht durch Debatten verunsichert werden, die statt neue Brücken zu bauen, bestehende abreißen.

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