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Prima Primeln. Während die grauweiße Schneedecke langsam dünner wird, wächst in den Glashäusern der Gartenbaubetriebe bereits der Frühling heran.

© dpa

Charlottenburg: Ich knack mir ’nen Ast

Der Frühling ist nicht mehr weit: Im Schloss Charlottenburg werden die Bäume geschnitten. Ein Rundgang.

Ast für Ast, Zweig für Zweig – bis zu 800 Mal muss ein Gärtner seine Schere ansetzen, um eine Linde fachgerecht zu stutzen. Zwei bis sechs Bäume schafft er pro Tag. Und nun bedenke man, dass im Park des Schlosses Charlottenburg etwa 5800 Bäume stehen.

Natürlich neben Linden auch Eichen, Kastanien, Ahorne, Buchen und vieles mehr. „Etwa 30 bis 40 Gattungen haben wir hier“, erzählt Gerhard Klein, Chefgärtner im Schlosspark. Gattungen, nicht Arten! Allein von der Eiche gebe es im Park fünf Arten. Nicht jeder Baum werde aber in jedem Jahr geschnitten, „das hängt von dem jeweiligen Zustand ab. Schneiden wir zu viel ab, kann das sehr schaden.“

Hört man dem 52-jährigen Parkchef zu, erahnt man bereits, dass das Gartenhandwerk ziemlich kompliziert ist. Spätestens aber nachdem er seinen 1000-seitigen Baumschulenkatalog auf den Tisch gelegt hat. Und Klein schiebt gleich noch ein Sprichwort nach: Nicht mal zwei Gärtnerleben reichen, um alles über Bäume und Pflanzen zu wissen. Da kann man als Laie schon ein wenig mutlos werden, wenn man über dem eigenen schäbigen Rasen nicht längst verzweifelt ist. Doch das muss nicht sein. Schließlich gibt es Kurse hier und da – und an diesem Wochenende im alten Postbahnhof am Gleisdreieck sogar eine spezielle Messe.

Der Herr der Bäume. Gerhard Klein, dem Chefgärtner im Schlosspark Charlottenburg, könnte ein später Frosteinbruch den Frühling vermiesen.
Der Herr der Bäume. Gerhard Klein, dem Chefgärtner im Schlosspark Charlottenburg, könnte ein später Frosteinbruch den Frühling vermiesen.

© Georg Moritz

Gerhard Klein ist seit 2000 „Revierleiter“ im Schlosspark Charlottenburg. Als 17-Jähriger hat er mit der Gärtnerei angefangen, studierte nebenbei Landespflege – dieses Wissen steckt er nun in 55 Hektar Schlossgarten, das sind ungefähr 90 Fußballfelder. 18 Gärtner helfen ihm dabei, drei von ihnen arbeiten in der eigenen Parkgärtnerei, zuständig für die Pflanzkübel und die Blumen. Noch so eine Mammutaufgabe: Jedes Jahr werden 30 000 Blumenzwiebeln gepflanzt. Ziemlich genau fünf Monate dürfen sie in der Erde bleiben, danach müssen sie der Sommerbepflanzung weichen. Der Schlossgarten geht nun mal mit den Jahreszeiten.

Eingepflanzt werden die Zwiebeln bereits Anfang November, dann überwintern sie in der Erde. Die ersten grünen Spitzen tauchen bereits im Februar auf. Im März kommen die Frühlingsblumen dazu. Vorsichtig pflanzen die Gärtner sie zwischen die Zwiebelblumen. Dann können sie nur hoffen, dass es keinen späten Frosteinbruch gibt.

„Nichts ist so schädlich wie Sonne und Frost zugleich, gerade für Pflanzen mit vielen Blättern“, sagt Klein. Sie fangen durch Sonneneinstrahlung an, Wasser zu verdunsten. Ist die Erde aber gefroren, hat die Pflanze kaum eine Möglichkeit, an Flüssigkeit zu kommen: Sie vertrocknet. Der Gärtner rät in diesem Fall, das Grün abzudecken so weit wie es geht. Das Frostproblem betrifft allerdings nur Blumen, Sträucher und junge Bäume. Eben alles, was mit seinen Wurzeln nicht tief genug in die Erde vordringt, um vom Grundwasser zu zehren. Bäume können das mit drei, vier Jahren, sind dann relativ stabil und haben fortan gute Chancen, ihren Gärtner zu überleben. Oder gleich mehrere Generationen, wie der älteste Baum in dem 1697 angelegten Schlosspark. 300 Jahre ist die Eiche alt. Damit hat sie fast jeden Gärtner von Schloss Charlottenburg kennengelernt.

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