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Cool, cooler, Clooney. Der Filmstandort Berlin-Brandenburg zieht Hollywood an. Für Wirbel sorgte George Clooneys Produktion „The Monuments Men“.

© dpa

Film- und Medienstandort: Berlin hat den Dreh raus

Dem Film- und Medienstandort Berlin-Brandenburg geht es so gut wie nie. Trotzdem fehlt der Branche Geld - aus öffentlichen Töpfen.

Es muss nicht immer George Clooney sein, wenn Berlin zur Kulisse für großes Kino wird. Sechs Oscars, sieben Golden Globes, sechs Palmen und 135 Deutsche Filmpreise räumten Filmproduktionen ab, die in den vergangenen zehn Jahren ganz oder teilweise in Berlin entstanden sind. Die Dreharbeiten für Filme wie „The Monuments Men“ von und mit George Clooney sorgten dabei zuletzt für den größeren Wirbel. Aber ob kleine Off-Produktionen oder Hollywood – der Medienstandort Berlin-Brandenburg erzähle insgesamt eine „beispiellose Erfolgsgeschichte“, wie Björn Böhning am Mittwoch sagte.

Der Chef der Berliner Staatskanzlei ist Aufsichtsratsvorsitzender des Medienboard Berlin-Brandenburg, die vor zehn Jahren gegründete Förder- und Marketingorganisation der Kreativbranche. „Diese Gründung war wegweisend“, sagte Böhning bei der Präsentation des Jahresberichts des Medienboards. „Abermillionen Euro“ seien am Standort seit 2004 in Film- und Fernsehproduktionen, Web- und Mobile-Games, Messen und Kongresse investiert worden. „Und jeder Euro war gut investiert.“

Wohl nicht jeder Euro, aber doch eine Menge Geld, das nicht nur direkt in der Branche investiert wurde, sondern auch erhebliche „Regionaleffekte“ nach sich zog – weil die Filmschaffenden wiederum Geld bei Handwerkern, Gastronomen und Hoteliers oder im Tourismus ausgaben. So zahlte sich 2013 jeder Euro aus dem Fördertopf des Medienboards fast fünffach für die Region aus. 29,3 Millionen Euro für 339 Film- und Standortprojekte führten zu nachgelagerten Umsätzen von 134,2 Millionen Euro.

„Das Wichtigste daran ist die Nachhaltigkeit“, sagte Kirsten Niehuus, im Medienboard Geschäftsführerin für die Filmförderung. Berlin-Brandenburg sei im Wettbewerb mit Förderstandorten wie Nordrhein-Westfalen oder Bayern „in zehn Jahren zur deutschen Filmhauptstadt“ geworden. „Der Schwerpunkt des Filmschaffens hat sich von Süden nach Osten bewegt“, sagte Niehuus. Und dabei komme die Förderung deutschen Produktionen zugute, nur etwa 30 Prozent entfielen auf internationale Ko-Produktionen.

Mehr als jeder dritte neue Job in Berlin ensteht in der Branche

Allein 2013 entstanden in Berlin an 2573 Drehtagen Klein- und Großproduktionen, darunter besonders erfolgreiche wie Michael Hanekes Film „Liebe“, der einen Oscar und einen Golden Globe gewann, oder „Oh Boy“ von Jan-Ole Gerster mit zwölf Lolas beim Deutschen Filmpreis. Auch beim Publikum kamen die Arbeiten aus der Hauptstadt gut an: „Fack ju Göhte“ wurde mit sieben Millionen Zuschauern erfolgreichster deutscher Film.

Mehr als jeder dritte neue Arbeitsplatz in Berlin entstand 2013 in der Film- und Medienwirtschaft, in Brandenburg war es jeder fünfte. Prominente Ansiedlungen wie die der Digitalsparten von Pro Sieben Sat1 oder Endemol brachten mehr als 400 neue Jobs. „Es war ein bemerkenswert gutes Jahr“, sagte Elmar Giglinger, der für das Standortmarketing verantwortliche Geschäftsführer. In der Gründerhochburg Berlin werde so viel Wagniskapital wie an keinem anderen Standort in Deutschland investiert.

Der Bund hat das Budget des Film-Fonds reduziert

Und dennoch bereitet das Geld der Branche Sorgen. Der Grund: Der Bund hat den Fördertopf des Deutschen Filmförderfonds (DFFF) von 70 auf 60 Millionen Euro heruntergefahren. Und die öffentlich-rechtlichen Sender investieren von Jahr zu Jahr weniger in freie Produktionen. „Der DFFF muss ausgebaut werden, er ist eine wichtige Säule der Filmförderung“, forderte Björn Böhning. Werde das Budget weiter reduziert, was zu befürchten sei, habe dies direkten Einfluss auf internationale Großproduktionen, die dann nicht mehr in die Region kämen. Auch von den öffentlich-rechtlichen Sendern erwarte er mehr Engagement. „60 Millionen Euro brauchen wir mindestens im DFFF – gerne mehr“, ergänzte Kirsten Niehuus. „Vielleicht muss man Frau Grütters das Thema Film näherbringen“, sagte sie an die Adresse von Kulturstaatsministerin Monika Grütters gewandt, die sich gegen die DFFF-Budgetierung auf dem alten Niveau ausgesprochen hatte.

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