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Der Mäusebussard ist ein Greifvogel, der in ganz Europa heimisch ist.

© imago/imagebroker

Wildtiere in Berlin-Brandenburg: Mäusebussard attackiert Joggerin

Der Angriff kam buchstäblich aus heiterem Himmel. Im Frühjahr sind die Vögel besonders aggressiv - sie schützen ihre Brut.

Hat Potsdam einen Problembussard? Nachdem die Potsdamer Neuesten Nachrichten – Schwesterzeitung des Tagesspiegels – am Dienstag darüber berichtet hatten, dass eine Joggerin von einem Mäusebussard attackiert wurde, meldeten sich gleich mehrere Leser, denen ähnliches wiederfahren ist.

Der Luftangriff kam buchstäblich aus heiterem Himmel: Susanne Bade joggte am Freitagmittag im Potsdamer Stadtteil Bornim, als sie von einem Mäusebussard attackiert wurde. „Es war sehr unheimlich, fast wie im Hitchcock-Film“, sagte sie. „Ich habe einen Schlag von hinten am Kopf gespürt.“ Im ersten Monat habe sie gar nicht verstanden, was passiert sei, bis sie den Vogel davonfliegen und sich auf einen Ast in der Nähe setzen sah.

Sie trainiere derzeit für die Teilnahme am Schlösserlauf, üblicherweise in Babelsberg. „Am Freitag wollte ich mal eine größere Runde laufen.“ Das brachte ihr eine blutende Wunde ein. Im Klinikum „Ernst von Bergmann“ wurde die Wunde am Kopf versorgt. Bade bekam eine Tetanusspritze. Auch am Montag klagte sie noch über Kopfschmerzen. „Das war ein heftiger Schlag.“

Der Bussard ist kein Einzeltäter

Aus Potsdam sind derartige Attacken bisher noch nicht bekannt. In anderen Regionen wird um diese Jahreszeit allerdings häufig von Bussardangriffen berichtet. Zuletzt wurde eine Joggerin bei Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen) attackiert. Die Tiere seien Ende Mai und Anfang Juni besonders aggressiv, weil sie ihre Brut schützen, befanden Naturschützer. „Ein Nest habe ich weit und breit nicht gesehen“, sagte Bade allerdings. Die Babelsbergerin will trotzdem wieder joggen gehen, sobald ihre Kopfschmerzen verschwunden sind. Obwohl die Angst schon ein bisschen mitlaufe. Auf jeden Fall werde sie eine Kappe tragen, sagte die 49-Jährige.

„Mir ist das gleiche an etwa der gleichen Stelle passiert“, schrieb Facebook-Nutzer Gerald Wood. „Ich hörte und fühlte die Flügel nur kurz über meinem Kopf! Mir ist zum Glück nichts passiert!“ Andreas Grimm berichtete, auch er sei „morgens beim Joggen“ attackiert worden. „Mir wurden von hinten meine Kopfhörer vom Kopf gerissen, außer einem ziemlichen Schreck ist nichts passiert“, sagte er. Petra Meyer hat derweil beobachtet, dass ein Bussard-Pärchen dort gerade Nachwuchs habe.

Im Frühjahr ist Vorsicht geboten

Nach Angaben von Rainer Altenkamp von der Arbeitsgruppe Greifvogelschutz beim Naturschutzbund (Nabu) Berlin sind solche Attacken von Bussarden selten, sie kämen aber durchaus vor. Es könne auch eine Verwechslung mit Nebelkrähen vorliegen. Bussarde verteidigten ihre Nester in einem Umkreis von 50 Metern, gerade wenn größere Jungvögel darin säßen und sich Menschen relativ schnell auf das Nest zubewegten. Auch Nebelkrähen griffen Menschen an.

Auch In Berlin kommt es immer wieder zu Angriffen, besonders im Frühjahr, wenn die Jungtiere flügge werden und das Nest verlassen. Für den Potsdamer Bussard aber rät der Nabu-Experte zur Nachsicht. Mit gutem Willen sei das ein lösbares Problem. „Wir sind ja viel größer“, sagte Altenkamp. Und er hat einen Tipp: Einfach „den Regenschirm mitnehmen“.

Marco Zschieck

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