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Zum Ringeln: Berlin lässt beim "Hoopurbia"-Festival die Hüften kreisen

Rhythmisches Hüftkreiseln ist mal wieder das neue Lifestyle-Ding: Eine Tänzerin aus Kanada veranstaltet ein Hula-Hoop-Festival.

Michelle Obama tut es, Beyoncé hält sich damit die Bauchmuskeln stramm und sogar Basketball-Mannsbild Shaquille O'Neal ist ihm verfallen: dem Hula-Hoop. Und das hat nichts mit getupfter Gartenidylle und zerschundenen Kinderknien zu tun. Es ist ein aktueller Trend, der vor einigen Jahren aus Nordamerika nach Europa gekommen ist. Die Anhänger nennen sich „Hooper“.

Die Kanadierin Rebecca Halls alias Beka Hoop hat vor rund zehn Jahren die Hooping-Szene in ihrer Heimat Vancouver Island mitbegründet. Seit vergangenem Jahr lebt die professionelle Tänzerin in Berlin, wo sich die Szene stetig entwickelt. Mit der Schule „Hoopla! Berlin“ in Prenzlauer Berg kam der Reif vor sieben Jahren in die Stadt. Und in Berlin organisierte Halls von Freitag bis Sonntag das erste Hula-Hoop-Festival überhaupt: „Hoopurbia“. Am Freitag gab es Trainingseinheiten im Kreuzberger Kulturzentrum „Wye“. Die Hooper kamen aus der ganzen Welt, aus Japan, Finnland, Ecuador, um hier bei Workshops und Veranstaltungen dabei zu sein.

Es ist eine Szene vergleichbar mit Breakdancern, Skatern und Surfern. Man sieht sie hauptsächlich auf Musik- und Tanz-Festivals. In Deutschland wird Hula-Hoop häufig noch als reiner Sport begriffen – für Rebecca Halls und ihre Szene aber ist es ein Lebensgefühl. Die Hooper verbindet nicht nur ihr Reif, sondern auch eine Mode, flippig und individuell. Als Beka Hoop trägt Halls neongelbe Escape-Tasten am Ohrläppchen. Sie beschreibt das Gefühl mit einem Wort: Spaß. Den wollen sie in der ganzen Stadt verbreiten. Am Freitag sind sie nachmittags Unter den Linden entlanggepilgert und haben an verschiedenen Orten ihre Reifen kreisen lassen. Abends planten sie einen Flashmob am Potsdamer Platz. Mit leuchtenden LED-Reifen wollten sie das Sony Center stürmen.

Ihr Tanz mit den Reifen sieht so sinnlich aus, dass es fast unanständig erscheint, dabei zuzusehen. Die 36 meist weiblichen Teilnehmer balancieren die Reifen nicht nur um die Hüfte, auch um die Fußknöchel, mit den Fingern, um den Hals. Es ist erstaunlich, wie gut sie ihren Radius einschätzen, es gibt kaum Crashs mit dem Nachbarn. Heike aus Hamburg ist mit 58 Jahren die Älteste. Ihre Schwester hat ihr vor Jahren einen Reifen aus Amerika mitgebracht. Inzwischen ist Heike Trainerin, in ihre Kurse kommen sogar 70-Jährige. „Die kriegen bei mir super ihr Hüftgold weg.“ Das Training mit dem Hula-Hoop sei gut für das Körpergefühl, schließlich massiere der Reifen bei den Bewegungen den ganzen Körper.

Der Reif, der sich Ende der 50er Jahre unter dem Namen Hula-Hoop rasend schnell in amerikanischen und europäischen Kinderzimmern verbreitete, war klein und leicht. Nicht jeder konnte ihn kreisen lassen. Der Hula-Hoop des 21. Jahrhunderts ist größer und schwerer – Halls verspricht, dass jeder ein Erfolgserlebnis mit ihm hat. Das Magische am Tanz mit dem Hula-Hoop sind für sie die wellenartigen Bewegungen des gesamten Rückgrats. „Der Mensch identifiziert sich mit diesen Bewegungen. Das Kreisende ist eine wesentliche Form der Existenz.“ Der Rhythmus des Körpers, des Reifens und der Musik ergibt für sie ein Gesamtkunstwerk.

Die Teilnehmer haben sich die Lehrstunden einiges kosten lassen: Die Teilnahmegebühr für „Hoopurbia“ kostet 200 Euro, schließlich wurden Trainer aus der ganzen Welt eingeladen. Hinzu kommen die Anreisekosten – Jewelz etwa ist für eine Woche extra aus Australien eingeflogen. Die kleine 47-Jährige mit den pink gefärbten Haaren und den flauschigen Nestern in der Frisur sagt: „Das Tolle am Hooping ist, dass jeder es machen kann.“ Im kommenden Jahr soll es in Berlin wieder ein „Hoopurbia“ geben.

„Hoopurbia“ gastiert am heutigen Sonnabend mit Performances und DJs in der Arena, Eichenstraße 4, in Treptow, Einlass 21 Uhr, Eintritt 10 Euro.

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