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So stellt sich die Hertha ihr neues Stadion vor.

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Stadionbau in Berlin: Hertha BSC und Parlamentarier feilschen um neue Arena

Der Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses diskutierte über eine neue Hertha-Arena. Hauptproblem ist eine wirtschaftliche Nachnutzung des Olympiastadions.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Es war keine Steilvorlage für Hertha, es blieb bei scharfen, kurzen Pässen im vorderen Mittelfeld. Ob der Berliner Profiverein mit seinem Plan, am Rand des Berliner Olympiaparks ein neues Stadion zu bauen, am Ende wirklich punkten kann, ist noch ungewiss. Im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses kämpften Politiker und Hertha-Manager ohne entscheidenden Raumgewinn um den Ball. Immerhin stellte der Innen- und Sportsenator Andreas Geisel (SPD) klar, dass er den Bundesligisten in der Stadt halten will. „Hertha gehört zu Berlin.“

Entsprechend versöhnlich reagierte die andere Seite. „Wir sehen uns als gute Nachbarn“, versuchte der Chef der Hertha Stadion GmbH, Klaus Teichert, den Abgeordneten eine kompakte Fußballarena für 50.000 Fans am Rand des Olympiaparks schmackhaft zu machen. Selbstverständlich sei Hertha bereit, an einer wirtschaftlich vertretbaren Nachnutzung für das Olympiastadion mitzuwirken. Auch der Finanzboss des Vereins, Ingo Schiller, bot dem Land Berlin eine „partnerschaftliche Lösung“ an.

Anders geht es auch nicht, denn der Senat und alle Fraktionen im Parlament sehen ein zentrales Problem: Wenn der Ankermieter im Juli 2025 aus dem Olympiastadion auszieht, gehen jährliche Mieteinnahmen von 5,1 Millionen Euro verloren und bisher hat niemand eine plausible Idee, wie eine finanziell tragbare Nachnutzung aussehen könnte. Deshalb versuchte der Senat, den Verein mit einem fußballgerechten Umbau des Olympiastadions zu locken.

Ein Vertreter des Architekturbüros gmp stellte die „Variante B“ im Ausschuss vor. Der Rasen soll um 2,5 Meter abgesenkt werden, die blaue Laufbahn verschwindet und der Unterring wird an den Spielfeldrand herangezogen. Der Oberring könnte, zwecks optischer Verkleinerung der Arena, mit einer LED-Wand abgehängt und das Stadiondach müsste ausgebaut werden.

Sportsenator Geisel: "Suboptimale Situation"

Für große, internationale Leichtathletik-Events könnte eine Laufbahn „aufgeständert“ werden. Das verringert die Zuschauerzahl von 74.300 auf 56.800 und kostet für jede Veranstaltung 4,8 Millionen Euro. Nach Schätzung des Senats schlägt der gesamte Stadionumbau mit 195 Millionen Euro zu Buche – aus Landesmitteln.

Sportsenator Geisel gestand im Ausschuss ein, dass diese Variante für den Fußballgenuss im alten Stadion eine Verbesserung sei, aber für sehr viel Geld aus Steuermitteln würde für Hertha nur eine „suboptimale Situation“ geschaffen.

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Für unakzeptabel hält Geisel die Idee, dass der Bundesligist auch nach 2025 in einem unveränderten „Oly“ weiterspielt. Zwar spricht die Vereinsspitze derzeit nicht darüber, aber wenn sich Rot-Rot-Grün nicht dazu durchringt, den Neubau eines Stadions am Rand des Olympiageländes zu passablen Konditionen für beide Seiten zu genehmigen, wird Hertha BSC die Heimatstadt Berlin wohl doch verlassen. Der alternative Standort im brandenburgischen Ludwigsfelde ist offenbar immer noch eine Option – im äußersten Notfall.

Der Sportausschuss kam Hertha insofern entgegen, als sich die Diskussion auf die detaillierten Neubaupläne des Architekturbüros AS+P konzentrierte. Trotzdem stellten Regierungs- und Oppositionsfraktionen klar, dass noch viele Fragen befriedigend beantwortet werden müssen, bevor zugunsten Herthas entschieden werden kann.

Im Mittelpunkt steht die Zukunft des Olympiastadions, aber auch die Verkehrserschließung, der Denkmal- und Lärmschutz, der Abriss von sechs Wohnhäusern und der Bildungsstätte der Sportjugend sowie die Einbettung in das gesamte Olympiagelände sind Themen, die in den nächsten Monaten diskutiert werden sollen.

Für Hertha-Fans ist immer genug Platz

Und wie immer geht es ums Geld. Für die wegbrechenden Einnahmen aus der Stadionmiete ab 2025 soll wenigstens teilweise Ersatz gefunden werden. Sportsenator Geisel strebt „mindestens eine schwarze Null“ für die Bilanz der Olympiastadion GmbH an. Andererseits bringt ein Pachtvertrag mit Hertha für das 53.400 Quadratmeter große Grundstück, auf dem die neue Arena stehen soll, neues Geld in die Landeskasse. Ein Wertgutachten steht noch aus.

Dem Vernehmen nach will der Bundesligist nicht schlechter behandelt werden als der FC Union, der 2008 die Alte Försterei gepachtet hat – zu einem Erbbauzins von 6,5 Prozent. Offen ist noch, wer den Umbau der Hanns-Braun-Straße und andere Erschließungsmaßnahmen finanziert. Auch hat die Untere Denkmalschutzbehörde des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf bislang kein Votum abgegeben.

Der Stadionbau selbst wird von Hertha finanziert. Finanzchef Schiller sagte im Ausschuss, es seien schon „sehr gute, konkrete Gespräche mit potenziellen Investoren“ geführt worden. Die Nachfrage bei privaten Geldgebern sei groß. Mit den privaten Partnern wolle der Verein auch eine Fertigstellungsgarantie abschließen, „die wir gern ans Land Berlin weiterreichen“.

So laufe niemand Gefahr, auf einer Bauruine sitzen zu bleiben. Schiller geht davon aus, dass der Neubau maximal 200 Millionen Euro kostet. Zu klein sei die Arena nicht. Bei Topspielen gegen Bayern oder Dortmund müssten deren Fans halt in die Röhre gucken, für die Hertha-Fans sei immer genug Platz.

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