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Ausstellung: Gedenkarbeit am Grenzstreifen

Großformatige Schwarz-Weiß-Fotos erinnern an die verschwundene Mauer. Die oft zufällig entstandenen "Mauerbilder" beschreiben eine Situation, die den Alltag der Berliner in Ost und West über Nacht schlagartig veränderte.

Als Auftakt zu den zahlreichen Veranstaltungen, die an den Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 erinnern, enthüllte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Dienstag zwei riesige Fotos unmittelbar am einstigen Grenzwachturm Schlesischer Busch/Am Flutgraben. Die 3,50 Meter breiten und 2,50 Meter hohen Vergrößerungen originaler Schwarz-Weiß-Fotos zeigen den Zustand, wie er sich an dieser Stelle zwischen den Bezirken Kreuzberg und Treptow vor 50 Jahren darbot. Diese oft zufällig entstandenen „Mauerbilder“ erinnern an eine Situation, die den Alltag der Berliner in Ost und West über Nacht schlagartig veränderte. Am heutigen Mittwoch kommen weitere Fotos an insgesamt elf Standorten entlang der einst 160 Kilometer langen, militärisch gesicherten Grenze hinzu. Sie werden bis zum 28. August zu sehen sein und holen quasi die Mauer mit Panzersperren und Stacheldraht in die Stadt zurück. „Es war nur folgerichtig, dass wir dieses schändliche Bauwerk nach seinem Fall 1989 entfernt haben, niemand wollte die Mauer damals mehr sehen“, sagte Klaus Wowereit. Nun aber sei das Interesse an ihr und an den brutalen Folgen des 13. August 1961, diesem „Tag der Trauer und der Schande“, riesengroß. Es gibt in Berlin viele Orte der Erinnerung, an denen „aktive Gedenkarbeit“ geleistet wird. Damit würde künftigen Generationen klargemacht, was die Mauer, an der 136 Menschen ums Leben kamen, bedeutet habe. Erinnerung sei auch nötig, um unsere höchsten Güter, Freiheit und Demokratie, gegen Unrecht, Diktatur und Entmündigung zu verteidigen.

Die großen Fotos bilden den Zustand nach dem Mauerbau ab: Brutal zerschneiden Betonwall und Stacheldraht, die Mauer der ersten Generation, das Engelbecken am Luisenstädtischen Kanal. An der Niederkirchnerstraße kann man die Mauer auf dem Foto mit dem langsam zerbröselnden Original vergleichen, unglaublich wirkt die zugesperrte Wollankstraße unter der S-Bahn-Brücke, geradezu unwirklich die Leere am Potsdamer Platz. „Die Unmenschlichkeit der Mauer, die zerrissene Stadt, die Schicksale, aber auch die Hoffnungen der Menschen in beiden Teilen der einen Stadt sind Themen verschiedener Veranstaltungen“, sagte Moritz van Dülmen von Kulturprojekte Berlin. Gemeinsam mit der Stiftung Berliner Mauer wird in vielfacher Weise der Zementierung der Teilung und ihrer Folgen gedacht: In der Gedenkstätte Berliner Mauer beginnt am Mittwochabend eine wissenschaftliche Tagung mit neuesten Forschungsergebnissen zum Mauerbau. An der zentralen Gedenkveranstaltung am 13. August spricht Bundespräsident Christian Wulff, und an diesem Tage um 12 Uhr soll es „Eine Minute für die Freiheit“ geben – ein Innehalten zum Gedenken an die Opfer der Mauer.

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