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Update

Demonstrationen: Protest gegen Flugrouten nimmt weiter zu

In Berlin haben am Abend Tausende gegen die geplanten Flugrouten des Großflughafens BBI demonstriert. Allein in Lichtenrade gingen 3.000 Bürger auf die Straße. Die Umlandsgemeinden fordern eine spätere Eröffnung des Flughafens.

„Bis nächste Woche“ - den Satz hört man gestern Abend öfter in Lichtenrade. Das bedeutet soviel wie, man sieht sich wieder bei der nächsten Demonstration gegen die geplanten Flugrouten vom und zum Großflughafen BBI in Schönefeld. Noch größer als in der vergangenen Woche ist diesmal die Resonanz auf den Aufruf. Rund 3000 Demonstranten ziehen die Bahnhofsstraße in Lichtenrade entlang. In der Woche zuvor hatte man an gleicher Stelle mit 50 Leuten gerechnet – und es kamen 2000.

Unter den Demonstranten am gestrigen Montag ist ein junges Ehepaar mit einer kleinen Tochter, die gerade alt genug ist, um mitzumarschieren. „Vor einem halben Jahr haben wir uns in Lichtenrade ein Haus gekauft“, sagt die Mutter empört. Sie hatten sich vorher eigens nach den – damals geplanten – Flugrouten erkundigt: „Wir waren sogar beim Fluglärmsimulator in Schönefeld.“ Nun fühlen sie sich verschaukelt. „Dreck und Lärm gibt’s schon genug - wir fordern G’radeausabflug!“ ist auf einem Pappschild zu lesen. „Dass man irgendwo Fluglärm hat, ist ja verständlich“, mokiert sich ein bärtiger Demonstrant, der schon seit mehr als 50 Jahren in Lichtenrade wohnt. „Aber hier werden Zusagen nicht eingehalten. Da wird doch die Demokratie ad absurdurm geführt!“

Andere Flugrouten-Gegner haben sich nach Zehlendorf aufgemacht. Dort diskutieren in einem gut besetzten Saal des Restaurants Tomasa auf Einladung der FDP Flugexperten und Politiker. Rund 200 Menschen sind zu der Veranstaltung gekommen, einige haben auch ihre Protesttransparente mitgebracht. Man sei ja nicht gegen den Flughafen an sich, sagt Michael Galwelat von der Initiative „Keine Flugrouten über Berlin“. Vielmehr richte sich der Protest gegen den zu erwartenden Fluglärm, der bei anderen Routen zu vermeiden wäre.

Unterdessen fordert die Schutzgemeinschaft der Umlandgemeinden, dass der neue Flughafen in Schönefeld seinen Betrieb erst aufnehmen solle, wenn Forderungen zur Nachtruhe und den Flugrouten erfüllt sind. Die Forderungen nach einem Baustopp übernehme die Schutzgemeinschaft dagegen nicht, teilte deren Vorsitzender Carl Ahlgrimm mit, der Bürgermeister in Großbeeren ist. Nach derzeitigen Plänen soll der Flughafen am 3. Juni 2012 eröffnet werden. Angaben des SPD-Bundestagsabgeordneten Peter Danckert, wonach sich der Termin erneut verschiebe, wies Flughafensprecher Ralf Kunkel zurück. Danckert berief sich gegenüber dem RBB auf Informationen von Baufirmen.

Die Schutzgemeinschaft fordert ein striktes Nachtflugverbot von 22 Uhr bis 6 Uhr. Nach den Plänen der Flughafengesellschaft soll es nur von 0 Uhr bis 5 Uhr keine regulären Flüge geben. Klagen dagegen will das Bundesverwaltungsgericht im kommenden Jahr entscheiden. Zudem müssten die Flugrouten so festgelegt werden, dass möglichst wenig Menschen vom Krach betroffen seien, fordert die Schutzgemeinschaft. Dabei dürfe man sich nicht an den Interessen der Fluggesellschaften oder dem möglichen Wunsch der Flugsicherung nach einer Minimierung des Personalaufwandes orientieren. Sie verlangt zudem einen finanziellen Ausgleich für die besonders durch den neuen Flughafen betroffenen Kommunen, erbracht durch eine Fluggastabgabe. Erst wenn diese Forderungen erfüllt seien, dürfe der Flughafen in Betrieb gehen.

Die Flugrouten, die zum Teil auch über die Stadt führen sollen, müssten „offen und transparent“ mit der Flugsicherung festgelegt werden, fordert der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Volker Ratzmann. Die Betroffenen hätten ein Recht darauf, schnell informiert zu werden, um sich wehren zu können.

Von den vorgeschlagenen Routen der Flugsicherung sind viele Anwohner überrascht worden, da die Routen auch über Gebiete führen, die im Genehmigungsverfahren dafür nicht vorgesehen waren. Die Flughafenplaner erklären, sie seien über abweichende Routen nicht informiert worden, während es bei der Flugsicherung heißt, man habe im Planungsverfahren mehrfach auf die Routenabweichungen verwiesen.

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