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Landtagsneubau: Tausende kommen zum Richtfest am Potsdamer Schloss

Die Berliner werden noch Jahre auf ihr Stadtschloss warten. In Potsdam öffnete sich am Donnerstag hingegen erstmals das Fortuna-Portal des Landtagsneubaus für Besucher.

Das Richtfest wurde zum Fest der Potsdamer Bürger: Mehr als 10 000 Menschen feierten am Donnerstagabend das Landtagsschloss, das nun im Rohbau fertig ist und nach dem Aufziehen der Richtkrone mit einer Lasershow in Szene gesetzt wurde. „Wir geben Potsdam ein Stück seiner historischen Mitte zurück“, sagte Parlamentspräsident Gunter Frisch. Ministerpräsident Mathias Platzeck (SPD) erklärte: „Hier, wo wir jetzt stehen, ist das Herz Potsdams.“ Den Potsdamern sagte der Regierungschef mit Blick auf die seit 1990 teils heftigen Debatten um den Neubau: „Dass sie zu Tausenden gekommen sind, zeigt, die Entscheidung war richtig.“ Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, der Architekt des früheren Stadtschlosses, habe „eine geniale Idee für diese Stadt“ gehabt. „Etwas besseres kann es an diesem Ort nicht geben.“

Es war ein historischer Moment: Erstmals öffnete sich auch das in feierliches Licht getauchte Fortuna-Portal, durch das die Potsdamer in den Innenhof des Schlosses flanierten. Das von TV-Moderator Günther Jauch gespendete, 2001 fertig gestellte Bauwerk hatte den Anstoß gegeben für den Parlamentsneubau in der Form der Preußen-Residenz. Nach jahrelangen Debatten scheinen die Stadt, frühere Gegner und Befürworter ihren Frieden gemacht zu haben, was nicht zuletzt an den Mäzenen der Stadt lag.

Platzeck, Finanzminister Markov (Linke) und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) dankten unter dem Applaus der Gäste dem Gründer des SAP-Konzerns und Software-Milliardär Hasso Plattner, der mit seiner Spende von 20 Millionen Euro 2009 den Landtagsbeschluss für die historische Schlossfassade möglich gemacht hatte. Vergangene Woche kündigte er erneut eine Spende an, damit der Bau doch noch ein Kupferdach erhält wie die Knobelsdorffsche Preußen-Residenz. „Manchem mag das zu viel Preußen sein“, räumte Markov mit Blick auf einige Protestierende Schloss-Gegner ein.

Erst im Februar war der Grundstein für den Bau gelegt worden – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dafür waren Markov und der Baukonzern BAM, der den Bau in öffentlich-privater Partnerschaft für 120 Millionen Euro errichtet, heftig kritisiert worden. Seither setzt der Finanzminister auf Tage der offenen Baustelle. Der nächste ist für April geplant. In zwei Jahren, im Herbst 2013 soll das Landesparlament, das bislang auf dem Brauhausberg tagte, wo einst die SED-Bezirksleitung im sogenannten Kreml über der Stadt thronte, in das Landtagsschloss umziehen. Neben dem Plenarsaal, der dort entsteht, wo einst der Festsaal Friedrichs II. war, wird es Fraktionsräume und Büros für 150 Abgeordnete geben – falls es doch noch zu einer Länderehe mit Berlin kommt. Der Innenhof soll etwa für Konzerte genutzt werden.

Das Landtagschloss ist auch das Kernstück für den Wiederaufbau der historischen Mitte Potsdams, die im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs zerstört worden war. 1960 waren die letzten Reste des 1945 ausgebrannten Schlosses auf Geheiß der SED gesprengt worden. Am Alten Markt, einst einer der schönsten Plätze Europas mit Gebäuden im Stil des italienischen Barock, ist der Wiederaufbau der früheren Stadtstruktur geplant. „Dieser Alte Markt wird deutschlandweit und darüber hinaus von der Schönheit Potsdams künden“, sagte Platzeck. Architekt Peter Kulka meinte: „Es gibt Orte, die so bestimmt durch ihre Geschichte sind, dass man an diesem Unort an diese Geschichte wieder erinnert werden darf.“

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