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In Schräglage. Seit Jahren machen die S-Bahn-Waggons Probleme.

© dpa

Defekte Wagen: S-Bahn fordert 350 Millionen Euro von Waggonhersteller

Jetzt wird das S-Bahn-Desaster ein Fall für die Justiz. Weil die S-Bahn ständig mit defekten Wagen zu kämpfen hat, reichte sie jetzt Schadenersatzklage gegen den Hersteller Bombardier ein.

Die von Bombardier gelieferten S-Bahnen mussten mit einem Riesenaufwand nachgebessert werden – nun will der Bahnkonzern Schadenersatz vom Hersteller in Höhe von 350 Millionen Euro haben. Die S-Bahn hat jetzt eine Klage beim Landgericht Berlin eingereicht. Der Versuch, einen Vergleich zu schließen, sei gescheitert, teilte die Bahn am Montag mit.

Die von 1996 bis 2004 gelieferten 500 Doppelwagen im Wert von mehr als einer Milliarde Euro liefen zunächst fast problemlos – bis es 2006 im Bahnhof Südkreuz einen Auffahrunfall wegen einer ungenügenden Bremsleistung gab und dann auch noch am 1. Mai 2009 ein Zug nach einem Radbruch entgleist war.

Bei den folgenden Untersuchungen stellten die Experten zahlreiche Mängel an den Fahrzeugen fest – von einer falsch dimensionierten Bremsanlage bis zu schadanfälligen Achsen und Rädern. Aber auch die Wartung der Bahnen war nicht immer nach den Vorschriften erfolgt. Das aufsichtsführende Eisenbahn-Bundesamt (EBA) ließ daraufhin einen Großteil der Flotte stilllegen, und die S-Bahn musste die Fahrzeuge nachbessern. Räder und Achsen hat sie inzwischen ersetzt, die Fahrmotoren sind erneuert und teilweise getauscht worden, und auch die Bremsanlagen werden nachgerüstet.

Bei ihrer Klage beruft sich die Bahn auf das Gutachten einer Rechtsanwaltskanzlei, das diese Mängel „zutage gebracht“ habe. Bombardier hatte umgekehrt stets darauf verwiesen, dass die Züge nach dem damaligen Stand der Technik und den damaligen Vorgaben durch die Bahn geliefert worden seien. Der Konzern habe sogar im gegenseitigen Einvernehmen bereits 2007 vorzeitig auf die allgemeine Gewährleistungspflicht verzichtet. Die jetzt gemachten Anschuldigungen seien unbegründet und rufschädigend. Bombardier behalte sich vor, dagegen juristisch vorzugehen. Um ein langjähriges Verfahren zu vermeiden, sei Bombardier aber bereit, weitere Gespräche zu führen.

Dabei geht es auch um künftige Aufträge. Für die S-Bahn werden ab 2017 knapp 200 neue Doppelwagen benötigt. Um den Auftrag will sich auch Bombardier bewerben. Gegen den Konzern hat die Bahn wegen Problemen mit anderen Fahrzeugen gerichtlich bereits Forderungen in Höhe von rund 160 Millionen Euro geltend gemacht.

Das Verhältnis zwischen der Bahn und der Industrie ist derzeit schwierig. Auch Siemens kann bestellte Fahrzeuge – für den Fernverkehr – nicht zu den vereinbarten Fristen liefern.

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